Ja, die geplatzte Ader im Auge ist echt. Auch die Rötung auf meiner Wange und die grabentiefen Augenringe sind ungeschönt und tatsächlich so auf dem Original vorzufinden.

In harten Zeiten der sozialen Isolation und dem “Schreiben-Schreiben-SCHREIBEN!”-Syndrom wird auf Lifestyle, Fashion und Photoshop keinen Wert gelebt. Da muss es halt mal das Bestellfutter, der XXL-Lila-Kampfpulli und simple Penatencreme sein. Das Leben geht weiter.

Langsam zwar, aber es läuft. Fünf Seiten meines Jahrhundert-Romans “Virales Marketing für Bibliotheken” habe ich heute niedergeschrieben. Graphiken gebastelt, Texte gelesen und übersetzt und mich dabei ständig gefragt, ob es ein Leben nach dem Schreiben gibt. Vermutlich nicht, gabs denn eins davor?

Wenn man wirklich stundenlang an den Schreibtisch gefesselt ist – und das nicht nur weil Petrus ein Arschloch ist und uns Berliner nebst Kälte auch noch mit Blitzeis verarschen muss – und kontinuierlich das Radio dudelt, wird einem erst schmerzlich bewusst, wie öde das Radio ist.

Nicht wirklich das Radio selber. Vielleicht eher die Musikauswahl auf den kommerziellen Beschallungs-Frequenzen. Ich liebe Radio. Radio ist immern an. Und tief im meinem Herzen glaube ich, dass ich mich richtig gut im Radio machen würde – wenn man mal vom chronischen Lampenfieber absieht, das ich mir sicherlich mit autogenem Training und Sonnenchakra-Yoga abgewöhnen könnte.

Musiktechnisch hatten wir heute innerhalb von acht Stunden Schreiberei:

Bruno Mars – Just the Way You Are | 5x

Empire of the Sun – We Are the People | 6x

David Guetta (feat. Rihanna) – Who’s That Chick? | 3x

Madcon – Freaky Like Me | 7x

Juli – Elektrisches Gefühl | 4x

Was gegen Auswüchse des schlechten Geschmacks oder zumindest gegen stets und ständige Wiederholung hilft ist das peter-lustige Ausschalten, Selbermachen oder zumindest Selbstzusammenstellen. So ist auch die aktuelle Playlist für diesen eisigen Januar entstanden. Wenn ihr musikalische Tipps für mich habt oder einen gescheiten PodCast kennt, nur her damit – ick freu mir.

Besonderes Augenmerk bitte auf den Track Janelle Monáe (Ft. Big Boi) – Tightrope, den ich frech der Anja gemopst habe.

 

Ich, dick eingemummelt, laufe auf der Schönhauser zur Ringbahn. Es ist 06:21 Uhr – dunkel, kalt und es schneit in dicken Brocken.Ich kann kaum aus den Augen gucken, in den Ohren dröhnt die Januar-Playlist. Ich stehe, obwohl um diese Uhrzeit noch kein Kind auf die Straße geschickt wird, vorschriftsmäßig an der roten Ampel und warte. Ein Typ – Spätraver / Igelfrisur / getrimmter Vollbart / Alterslos irgendwo zwischen Ende 20 und Ende 30 / Ganz in Weiß (Plastehosen und Skijacke) kommt mir entgegen, dreht hinter mir und steht plötzlich neben mir.

“Hast du vielleicht Lust auf spontane Photos?”, fragt er im dubiosen Verschwörerton, während der meine primären und sekundären Geschlechtsmerkmale scannt.

Was ich sage

“Musszurarbeitbinschonspätschonmalaufdieuhrgeguckt?”

Was ich denke

“Außerdem trage ich heute zur Zierde ein komedogenes Trümmerfeld um die Kauleiste. Ich trage meine Hobbit-Stiefel, die meine Beine in Baumstümpfe verwandeln, bin von der ganzen Schoki-Fresserei (85% Kakaoanteil hat auch Kalorieren, Frau Ritari!) total verspeckt und trage meine Shroom-BadHairDay-Mütze. Vielleicht solltest du deine Talentsucher-Masche mal auf dem richtigen Terrain ausprobieren und nicht halbnachts, im Schneesturm. Vielleicht fällt ja auf dem Alex oder in den unzähligen Einkaufscentern Berlins irgendein halbreifes Küken drauf rein und verhilft dir zu deinem Wunschtraum von spontanen Photos. Vergiss nicht dir ein spontanes Kamerateam zusammen zu casten. Arschloch. Nur der Diablo in mir vermag sich auszudenken, was du damit gemeint haben könntest.


 

Liebes Internet,

es gibt bestimmte Dinge, die einfach keine Diskussion hervorrufen, Büroklammern, Eiskratzer und Bierdeckel z.B. Diese Dinge sind so selbstverständlich da, dass man sie gerne übersieht und noch viel weniger erwähnt. Diese Dinge haben keinen Buzz.

Jede Menge Buzz haben hingegen Masturbation, Hitler’s Bärtchen, soziale Vereinsamung, Hartz IV und gute Vorsätze. Brrrr.

Buzz – das ist in erster Linie ein gewisses Kommunikationspotential. Wenn ein Produkt,eine Dienstleistung oder ein Ereignis so aufregend, toll, innovativ und schweinegeil (oder das genaue Gegenteil davon) ist, so dass alle Welt darüber spricht – kann man davon ausgehen, dass der Buzz-Faktor “over 9000” ist. Im Jahresendgeschäft bedeutet das vor allen Dingen die ewige Scheiss-Fragerei über Lokalität, Böller-Awareness, Karaoke und Alkoholpegel (der ja bekanntlich jede Menge Buzz in doppelter Hinsicht hat).

Weil ich keinen halbherzig zusammengeklöppelten Jahresrückblick verfassen wollte und ich bis gestern auch noch den Bus gesucht habe, der mich am Silvester-Abend promillemäßig überfahren hat, war es hier auch ganz schön still – fast besinnlich – in den letzten Tagen. Das ist ok, ich werde hier schliesslich nicht bezahlt. Zumindest nicht monetär.

Und besser wird das bis zum Stichtag Ende Januar auch nicht werden. Nicht, dass es mir an Buzz mangelt. Es gäbe viel zu meckern und viel zu berichten. Das gibt es ja immer. Buzz hin oder her.

Deine Marga

 

Unzählige liebevolle Sätze haben die letzten Tage entscheidend geprägt:

“Trink nicht so schnell!”

“Holt einer Eiswürfel?”

“Schon wieder essen?”

“Ramada Hotel, bitte!”

“Dies ist der Augenblick, in dem ich Rücksicht auf die Gefühle meiner Mitmenschen nehme!”

Nach sechs Stunden Roadtrip mit dem besten Chauffeur von allen haben wir gestern abend margaritarisches Hoheitsgebiet betreten. Bude kalt, Netzteile im Hotel vergessen, ein zwei Meter langer Eiszapfen, der bedrohlich vom Dach herunter wächst und die traurige Gewissheit, dass es nur noch wenige Tage bis zum Abgabetermin und schon wieder 400km Distanz bis zu den Liebsten sind. Das Leben ist nicht immer nur Pommes und Disco. Und momentan besonders nicht.

Ich durchforste 72 neue Blogeinträge, klicke mich durch OnlineShops (Karamba! Brands4Friends hat am 02.01.2011 theBalm-Produkte im Shop!), trinke Tee aus der roten, neuen Lieblingstasse (ein gelungener Bestechungsversuch übrigens) und gewöhne mich an das hier. Genau wie der unter Einsatz des kostbaren Lebens ergatterte Sylvester-Fummel nach 6 Tagen Fresserei unvorteilhaft spannt und auf dem Kleiderständer irgendwie doch toller aussieht, fühlt sich Berlin seltsam und ungewohnt an.

Was auf Interkontinental-Reisen liebevoll ls Jet-Lag bezeichnet, habe ich gewissermaßen in der Mimosen-Ausgabe: Back-Lag.

Ich weiß gerade noch, wo sich Löffel und Teebeutel befinden, erschrecke mich vor Lärm und vollen Supermärkten, irre planlos durch die Wohnung und weiss nicht, womit ich anfangen soll. Und ob ich komplett bin.

Vielleicht ist das auch ein Grund, warum ich soviele Dinge mitgenommen habe. Neben den Weihnachtsgeschenken (es muss einen Grund geben, warum sowohl Eltern als auch “Schwieger”-Eltern mir eine Armada an neuen Messern geschenkt haben) wanderten außerplanmässig noch ein Möhrenschäler und eine Handtasche von Marga-Mama ins Auto. Als wären Haushaltsgeräte und imitierte Lederwaren in der Lage, irgendwelche Löcher zu stopfen. Es fühlt sich an wie Liebeskummer. Jetzt schneit es wieder.



 

Das Navi im Mietauto heisst Petra und hat den Sexappeal und die Eloquenz einer sächsischen Autobahnraststätte. Gutes Stichwort. Der beste Mister Hauptstadt und ich sind on the road again gen Hessen. Toll wird das. Unregelmäßigen Nahverkehr kennen wir in Berlin ja eh, survivaliger wird das Ganze nur durch fehlende Spätis und leere weil minderfrequentierte Konsumtempel. Man darf bei all der Vorfreude nur nicht vergessen, den sich ab 18 Uhr einklappenden Bürgersteigen auszuweichen. Toll!

 

Achtung: Bei akuter fröhlicher Weihnachtsstimmung und anhaltender Besinnlichkeit ist vom Lesen dieses Textes abzuraten!

Machen wir uns nichts vor: Der kapitalistische Konsumapparat hat uns nicht erst seit Erfindung des Arbeitshimmels fest in der Hand. Alljährlich, nämlich dann wenn es draußen besonders ungemütlich und leichenkalt draußen ist, werden wir angestiftet, auf Kommando besinnlich und philantrophisch zu werden. Ähnlich einer anderen, perserven Sitte, dem Fasching, klappt das natürlich besonders gut, wenn man von Natur humorlos und ein dementsprechendes Ekel ist. So sind diejenigen, die das ganze Jahr Arschlöcher sind, an Weihnachten besonders unangenehme, weil besinnliche, Arschlöcher. Arschlöcher in Geberlaune quasi.

Menschen, mit denen ich das ganze Jahr kein Wort wechsle (und das vermutlich aus gutem Grund) entdecken plötzlich die christliche Nächstenliebe und fragen allen Ernstes, ob ich etwas brauchen könnte. Sicher! Ruhe! Gerade vor euch! Genauso wie ich vor Ekel bersten könnte, wenn Herr und Frau Arschloch frisch onduliert in die Kirche hüpfen, um sich einen sporadischen Segen abzuholen, aber den Rest des Jahres maulen und heulen, dass die Kirchensteuer zahlen. Genauso bersten möchte ich, wenn Herr und Frau Arschloch dem demotivierten Mitbewohner in OpenAir-Lebensumständen am Alex dann “ausnahmsweise halt doch” nen Euro zustecken, weil IST JA WEIHNACHTEN. Brr. Den Penner freuts für den Moment, aber was hat er davon im nächsten Jahr. Richtig! Nix! Das ist vorchristlicher Mitleidstourismus. Und kein Mensch wird bestreiten, dass es angebrachter wäre, diese Geben-Geschichte nicht nur am Geburtstag eines jüdischen Zimmermanns zu zelebrieren. Es tut trotzdem kaum einer.

Bersten könnte ich außerdem noch, ob dieser Geschenkegier und dem integriertem Konsumterrorismus – Ok, hold on. Natürlich kriege ich gern Geschenke. Aber nicht, weil jemand sich emotional, moralisch und medial dazu angestiftet fühlt, sondern weil es vom Herzen kommt. Ich brauche keine mühsam erdachten Präsente. Der ganze Unwille, der meist hinter so einem in letzter Minute gekauften und von gestressten Kaufhaus-Sklaven verkauften Dings steckt, ist das Geschenk meist nicht wert.

Bersten möchte ich auch anhand des beschissenen TV- und Radio-Programms. Bis auf “Drei Haselnüsse für Aschenbrödel” ist alles doof. Auch die Fresserei lässt mich in mehrfacher Hinsicht bersten. Dieses ganze Heckmeck macht mich krank und traurig und je näher Weihnachten rückt, desto unbesinnlicher werde ich.

Als Kind waren es die kleinen Dingen an Weihnachten, die sich tief ins Herz pflanzen. Das Klingel der Glocke, der Weihnachtsbaum und das Aufsagen der Weihnachtsgeschichte, die (meist doch nicht so kleine) Aufregung, das Ritual des Spazierengehens und das unglaubliche Pech das Christkind schon wieder (!) verpasst zu haben und der unbestechliche Glaube daran.

Weihnachten ist für mich anscheinend irgendwann gestorben, als ich begriff, wieviel Stress und runtergschluckter Frust es bedeuten kann. Solche Dinge wie weihnachtliche Selbstmordquoten, zerrüttete Familien und gescheiterte Ehen sprechen doch eine Sprache für sich. Und solange jeder brav die Fresse hält und besinnlich tut, wie es der gesellschaftliche Kodex verlangt, geht die Sache gut. Auch wenn es mich selbst nicht betrifft: Das macht traurig. Vielleicht brauche ich erst eigene Kinder, damit Weihnachten wieder ehrlich Spaß machen kann?

Seitdem ich nicht mehr unter der elterlichen Fuchtel bin, bin ich jedes Jahr im Dezember nur nach Hause gefahren, um meine Familie zu sehen. Seitdem meine Eltern sich dem weihnachtlichem Tamtam entsagten und es auch keine großen Familienfeste mehr gibt, ist alles gut. Wir gehen nicht in die Kirche, weil wir das das ganze Jahr auch nicht tun. Wir machen uns nicht gezwungen schick, wir spielen Karten und betrinken uns gemeinsam und hören HardRock und Metal dazu. Es ist keine mittlere Katastrophe, wenn der Erste sich um 21 Uhr Richtung Koje verabschiedet (nicht um der Gesellschaft zu entfliehen, sondern eher aufgrund des fortgeschrittenen Tequila-Konsums). Es wird auch lebhaft diskutiert und gelacht und erst wenn das Essen auf den Tisch kommt, wird zart daran erinnert, dass ja eigentlich ein Feiertag ist. Die Beschenkerei wird übrigens an Weihnachten zelebriert, weil wir uns sonst das ganze Jahr nicht sehen. Vielleicht ist Weihnachten dieses Jahr auch nur so zum Bersten Scheiße, weil ich meine Familie dieses Jahr erst später sehe?

Mein unchristliches Mitleid für diejenigen, die heute um mich herum verweilen, aber ihr seid selber Schuld und habts euch ausgesucht. Ab morgen – also nach dem primären Großkampftag – bin ich auch wieder entspannter. Und am Sonntag wenn ich es endlich gen Heimat und die elterliche Verwöhnbude geht, werde ich dankbar sein. Sehr dankbar. Und ein wenig nostalgisch. Aber nicht weil Weihnachten ist. Sondern weil es für dieses Jahr vorbei ist.

Euch anderen, die sich tatsächlich bis zum Ende dieses Textes durchgekämpft haben, wünsche ich passend zum Inhalt möglichst wenig Stress, nicht so viel besinnliches Blabla und wenig bis gar keinen Zoff. Der Rest kommt ja ohnehin.

Eure Marga

Ich freue mich über jeden einzelnen Klick, jedes Like und erst Recht über jeden Kommentar.

Aber in wahre Begeisterungsstürme und debiles Kichern versetzen mich E-Mails! Das kommt halt noch seltener vor ♥

Nachdem ich gestern nur das Mascarpone-Monster im Kopf und im Mund hatte, bin ich jetzt als logische und vermutlich folgenreiche Konsequenz nach Bildern und Rezept gefragt worden. Aber gerne.

Der Ursprung des Rezepts kommt aus dem LOGI-Forum. LOGI ist eine gemäßigte LowCarb-Ernährungsweise, ich ernähre mich seit über fünf Jahren danach und alles ist tutti.

Das Rezept habe ich nur unwesentlich abgeändert.

250 g Mascarpone

5 Eier

12,5 ml flüssiger Süßstoff

Halber Teelöffel Vanilleöl / 3 Spritzer aus der Flasche =P

400 g gemahlene Haselnüsse

1 Päckchen Backpulver

3 Teelöffel Lebkuchengewürz

2 Esslöffel Kakaopulver

Bitterschokoladenkuvertüre

Nach Geschmack Rumaroma (oder auch echten)

Flüssige Bestandteile miteinander verrühren und ne Weile schaumig schlagen (das Originalrezept schlägt 25 Minuten vor – aber isch abe ga keine elektrische Rührbesen – deswegen hab ich nach circa 10 Minuten aufgegeben). Trockene Bestandteile miteinander vermischen und nach und nach in das Mascarpone-Ei-Gemisch unterziehen. Backform (Gugelhupf, Kaiserform, Hello-Kitty-Kuchen, whatever) mit Backpapier auslegen, einfüllen und das Monster auf 180° C für gute 45 Minuten backen. Stäbchenprobe? Durch? Dann raus und abkühlen lassen.

Zum Schluss wird das Prachtstück noch mit ausreichen Bitterschokolade überzogen und optional mit Mandeln dekoriert.

Am ersten Tag schmeckt er typisch nusskuchig, wenn er einen Tag überlebt und im Kühlschrank übernachten durfte , hat er eine angenehme unschleimige Brownie-Konsistenz. Toll! Und er wäre sogar am Baum zerschellt! ♥


Stilecht serviert auf wegwerfkompatiblen Karton und geschnitten mit Plaste-Messer aus der Arbeitshimmelküche, kredenzt auf formschöner Serviette.

 

Letzter Tag im Arbeitshimmel für 2010!

05:01
Der Wecker schellt. Das margaritarische Urtier erhebt sich in seiner Herrlichkeit aus den warmen Federn und guckt raus. Oder versuchts. Denn wir schreiben Tag 13 der ununterbrochenen Schneeschnicht auf den Dachschrägen des Palastes. Ich bilde mir Atemwölkchen ein.

05:25
Es lebe das Trockenshampoo und die kurze Kochdusche am Morgen!

05:45
Ich stelle erfreut fest, dass die Glasur vom Kalorienmonster für die geliebte Arbeitshimmel-Sippschaft über Nacht doch noch fest geworden ist. Ich packe das Mascarpone-Monster und die Kekse in die Tasche und leere den letzten Schluck Tee.

06:13
Leere Ringbahn, leerer Magen, leerer Kopf! Welcome to the Twilight Zone

07:23
Ist heute schon Mimimimi-Mittwoch?

08:37
Das hier heute ist eine tödliche Symphonie aus weihnachtlicher Konsum-Geilheit und “Herzlichen Glühstrumpf! Sie haben das Geschäftsprinzip nicht verstanden!”. Ich rücke die 45er zurecht.

09:06
Frau Z. und Frau S. drücken abwechselnd im Arbeitshimmel den Wut-Button.

09:48
Ausrede (?) für Lieferverzögerung von Bestellungen, Arbeitskollegen und Sektnachschub ist die “wetterbedingte Lage im europäischen Transportnetz sich auf die schulter klopf. Wobei Ausrede ja irgendwie nicht wirklich zutrifft.

10:13
Ausreden (?) für nicht vorhandene Retouren – “Das ist bestimmt im Offline-Sale gelandet!” und “Ach! Da hatte unser Paketzentrum Weihnachtsfeier. Zu Sylvester taucht dit wieder auf!

10:53
Frau Bratkeks und ich haben die ALF gegründet!

11:22
Das Mascarpone-Monster wurde serviert und für gut befunden. Puh.

12:01
Die erste, richtige weihnachtliche Eskalation. Hohoho! Noch ein Stück schokoladiges Hüftgold? Aber sicher doch, immer her damit. Auf Herrn P.! Der keine AGBs liest und deswegen nicht versteht, dass seine Bestellung von gestern AUF KEINEN FALL bis Weihnachten ankommt. Bleibt nur zu hoffen, dass es in S. an der A. noch 24h-Tankstellen mit reichhaltigem Geschenkesegment gibt. Hohoho.

12:25
Börps. Zuviel. Mascarpone. Schoko. Nuss. Ich sehne mich nach Möhren und grünem Salat.

T-3h24m bis Feierabend
Mag nicht mehr. Die Eisplatten krachen in großen Blöcken von den Dachschrägen des Arbeitshimmels. Schon wieder Dachschrägen. Alle Kunden wollen den selben Scheiss. Ich bin die Mistress of Copy&Paste. Oh Frau N. erwartet dringend die Lieferung! Mal was ganz Neues. Renne ich gleich ins nicht vorhandene Lager und bringe Ihr den so heiss ersehnten Muckelfuck persönlich ins beschauliche Hintertupfingen oder mache ich mich erstmal mit meiner Kristallkugel auf die Suche?

14:15
Es ist übrigens sehr uncool, wenn man geschickt einen Wunschzettel verfasst, den sogar ins Netz stellt und jeglich vorhandenen Geschenke-Kandidaten, den einen Beitrag dann nicht lesen. Ich könnte jetzt übrigens noch eine Friseurschere gebrauchen.

14:52
Der Picknicker weiss, dass die Japaner jetzt eine zwitschernde Maus gezüchtet haben. Wo soll das enden? Muhende Wellensittiche, miauende Hamster und trötende Schweine? Cool wärs. Hauptgericht-Orchester.

15:46
Wer bitte ist so blöd und bestellt einen Geschirrspüler und wirft seinen Alten zeitgleich weg? Und wer bitte ist so blöd und will uns verklagen, weil er Weihnachten jetzt von Hand spülen muss? Und welchem kranken Geist ist eigentlich diese Geschirrspüler-Aktion entsprungen?

15:46
Es wird dunkel draussen. Ich gehe im Dunkeln zur Arbeit und wieder gehe ich im Dunkeln nach Hause. Wie zum Teufel fühlt sich Sonne an? Und wer hat Mascarpone erfunden?

16:56
Gleich Feierabend. Die Mascarpone-Monster-Reste nehm ich mit, die Plätzchen lass ich hier. Leider konnte ich bis Dienstschluss nicht alle Kunden mit ihren Schuhen, Dessous, Spielzeugen und Geschirrspülern versorgen. Ich würde gern die Gelegenheit nutzen, um noch einmal kurz an den Geist der Weihnacht zu appellieren und den Kunden des Arbeitshimmels zu sagen: Es geht nicht immer nur um Geschenke und ein leerer Gabenteller ist nicht so schlimm wie ein leeres Herz.
In diesem Sinne, haut rein, liebe Kunden – besonders Frau P., Frau M., Herr H. und Herr S. – wir sprechen uns nächstes Jahr wieder.

 

Liebes Internet,

Dieses Geräusch hallt es in meinem Kopf, wenn ich Schnäppchen sehe. Wenn ich “%”, “Rabatt” oder “Gutschein” lese. Dieses Geräusch vereint sich mit den üblichen Kauf-mich-und-nimm-mit-Stimmen zu einer wunderbaren Euphonie. Und die Komplizin, die beste Shopping-Beraterin der Welt, singt dazu.

Jene Komplizin und ich saßen das Wochenende über auf heissen Kohlen. Nachdem wir am Donnerstag den Arbeitshimmel-Offline-Sale gestürmt und siegreich verlassen haben, hatten wir beide stets und ständig das Gefühl, dass die Schätzchen und Schnäppchen am Gleisdreieck nur auf uns warten und wir sie einfach nicht abholen kommen. Rabenmütter.

Dabei ist es vor allen Dingen der Vernunft geschuldet, dass wir nach einem 4-Stunden-Marathon und abwechselndem Wachehalten am “Basislager” (unter der Treppe), ohne Kratzspuren und blutende Kreditkarten wieder die Heimreise antreten. Frauen und Schuhe und Rabatte sind eine Situation, die Soldaten auf Kriegs- und Krisengebiete vorbereiten könnte. Ernsthaft.

Zuhause angekommen haben wir erstmal unsere Beute den Männern vorgestellt und Mathe-Nachhilfe gegeben:

Man nehme zwei Frauen, circa 90.000 vergünstigte Artikel und 4 Stunden Zeit und man erhalt zwei glückliche Frauen, insgesamt sieben Paar Schuhe, eine Lederjacke, einen Flauscheschal und ein neues Portemonnaie. Strike. Erweitert man die Rechnung haben die Komplizin und ich Waren im Wert von über 1000,00 Euro für knapp 150,00 Euro ergattert. Wir haben unser Schnäppchen-Karma für diesen Tag als mehr als ausgeschöpft.

Mit vollen Tüten in der U-Bahn – schwärmerisches Augenrollen inklusive:

Ausbeute der Komplizin:

Ausbeute der Frau Ritari:


Schnuffelige, flache, gefütterte, dunkelgraue “Hobbit”-Schuhe von Blowfish (Wert 99,99 Euro – Eingefangen für 25,00 Euro) ♥
Der beste HighHeel-Minister von allen hasst sie.




Die schwarzen Treter auf der Linken gehören zwar nicht zur Ausbeute, entstammen aber auch einer regulären Arbeitshimmel-Bestellung und dürfen deswegen mitposieren.

Wer jetzt denkt: “Boah, die Ritari – die alte Pottsau – muss wieder rumprollen mit Ihrer Schnäppchen-Poserei etc!”, dem sei gesagt: Wir waren beileibe nicht gierig und wir waren vor allen Dingen nicht die Damen in der Schlange neben uns, die mit schätzungsweise 12 Paar Guess-Schuhen das Schlachtfeld verlassen haben. Süss schmeckt der Sieg, wenn man Durchschnittsgrössen hat, aber mit HighClass-Artikeln zum LowBudget-Preisen von dannen zieht. Und dann isses auch wurschtpiepegal, ob die Security unfreundlich, das Wetter kalt, die Halle voll oder die Guess-Schuhe vergriffen waren. Shopping ist Krieg. Wer was anderes erwartet, muss halt Birkenstock tragen. Amen.

Deine Marga


 

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