Aber nicht unbedingt in dieser Reihenfolge! Heute ist Virales Marketing mal Virales Marketing und Blaukraut bleib Blaukraut, sowie Brautkleid.. na ihr wisst schon.

Denn in Kürze werde ich mich in des Hauptstadts strengen Winter werfen, taktisch geschult und moralisch high-end-getuned. Die Komplizin und ich haben große Pläne, wir ziehen in den Krieg und machen keine Gefangenen.

Der Grund für Flüssigfrühstück bei Balzac? Freiwilliges Rausgehen und Frequentierung des Schienenersatzverkehrs? Der Arbeitshimmel veranstaltet von heute an bis zum 19.12.2010 erstmalig seinen Offline-Sale. Und weil ich ein Paar Teile gesehen habe, die aus dem Arbeitshimmel direkt ans Gleisdreieck abtransportiert worden sind, ohne dass meine gierigen Griffel die Chance hatten, das ein oder andere Teil zu erbeuten, ist heute Payback-Time.

Ausgestattet mit Gutscheinen und hochmotiert, wie bereits angedeutet, machen wir uns in wenigen Stunden auf den Weg. Bei über 1.800 Zusagen kann man davon ausgehen, dass der Austragungsort gerammelt voll sein wird. Einen Vorteil haben wir nur durch den Werktag, die dadurch resolutierende, gähnende Leere (hoffentlich) und innere Entschlossenheit. Also geht erst gar nicht hin! ;)

Was brauchen wir ansonsten noch?

Flache Schuhe?
Check!

Drei Schichten Strumpfhose gegen Kälte und zum schnellen Reinschlüpfen in Schuh und Kleidchen?
Check!

Nieten an der Handtasche für taktische Knockouts?
Check!

Eine – oder besser gesagt die einzig wahre Komplizin mit ähnlicher Schuh- und Konfektionsgrösse fürs grobe “Präventiv-Zuschlagen”?
Check!

Soundtrack für die heutige Mission?
D’oh!

Wie wärs damit?


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Ich trage drei Paar Socken und ich friere trotzdem. Draußen türmt sich der Schnee. Kurzum: Das Draußen schreit quasi nach Comfort Soul EasyPeasy Food.

Auch wenn Griechenland (gerade momentan) eher wegen Krawall und Terror als aufgrund des kalten Winters in den Schlagzeilen von sich Reden macht, haben die Griechen ein, zwei Hausmittel gegen Frostbeulen und Gefrierbrand in den Knochen. Ouzo zum Beispiel. Oder Fassoulada (φασολάδα).

Was auch ein griechischer Vorname oder eine Krankheit sein könnten (schmerzhafte Blähungen oder ähnliches) ist eine ziemlich einfache aber schmackhafte Bohnensuppe. Ländlich. Rustikal. Ganz klar: Nouvelle cuisine geht anders.

Ganz im Gegenteil, je improvisierter und “pi mal Daumen” desto ursprünglicher und griechischer wird. Und mit der Suppe ist es auch wie mit fast allen Dingen (wenn man mal von Beziehungen absieht) – aufgewärmt wird sie immer besser.

Für einmal schlonzige Kindheitserinnerung nimmt man:

- Ein Teil Karotten, den gleichen Teil Knollensellerie, jeweils die Hälfte davon in Tomaten und Zwiebeln

- die doppelte Menge (also zwei Teile) weiße Bohnen (ich mag hier die getrockneten, kleinen Bohnen am liebsten)

- ein perverses Stück Bauchspeck zum Auskochen

- Gemüsebrühe zum Aufgiessen

- eine Dose Tomaten

- ein, zwei Blätter Lorbeer

- Salz, Pfeffer, Oregano, Olivenöl

Die Zubereitung ist fast simpler als die Beschaffung der Zutaten während der aktuellen Wetter-Situation.
Das perverse Stück Bauchspeck (ich nehme immer so einen Zwillingspack) in kaltem Wasser aufsetzen und den ganzen Geschmack rauskochen. Den toten, geschmacklosen Rest mit spitzen Fingern in die Tonne werfen. Weiße Bohnen seperat kochen (2 h Stunden ohne Einweichen, circa 1 Stunde mit Einweichen – und bloß nicht in der Brühe. Ich bilde mir ein, dass die Bohnen durch den Salzgehalt nicht weich werden wollen). Zwischendurch das Gemüse in hübsche Würfel schnitzen. Lorbeer in den Topf werfen, mit Brühe angiessen und Gemüsewürfel dazu. Wenn Gemüse weich, pürierte Tomaten aus der Dose dazuwerfen. Zum Schluss abschmecken. Wenn lecker wirds ungriechisch – für den Extra-Schlonz püriere ich einen Teil der Suppe und giesse ihn wieder zum Rest. Schuss Olivenöl drüber. Nomnomnom

Das obligatorische Deko-Grün in Form von Petersilie darf nicht fehlen. Reste werden liebevoll eingefroren.

 

Extra für Anja (weil Mathe anscheinend auch Spaß machen kann):


 

Wer die kleine aber feine Anspielung im Kontext zu Nervennahrung verstanden hat, der darf bleiben. Ihr seid mir mit die liebsten Leser ♥

Auch diejenigen, die wie ich – zumindest behauptet das der beste Gamophobiker von allen – an Obesophobie oder Orthorexia nervosa leiden (So ein Quatsch!), mögen das nachvollziehen können. Wer wie ich auf Kohlenhydrate und Zucker verzichtet und den Plätzchen, Schokolade oder Kombinationen aus beiden sprichtwörtlich am Arsch vorbeigehen, der wird den Winter mit seinen Marzipankartoffeln-Spekulatius-Bratapfelkuchen-Versuchungen bestens überstehen. Ich habe über die Jahre tatsächlich eine Art unheimliche Disziplin entwickelt, die mich an jedem bösen Teller dieser Welt regungslos vorbeigehen lässt. Ich lebe da strikt nach der Devise “keinmal ist keinmal” und lebe seit circa fünf Jahre recht gut damit.

Was im Winter aber auch für mich richtig schwer ist: Diese kuschelige Soulfood-Stimmung, die sich beim Trinken von Tee und dem beiläufigen Geknabber von oben genannten ausbreitet, stellt sich beim Verzehr von Möhren und Sellerie einfach nicht ein. Wobei die Kombi Frischgemüse und Tee auch über alle Maßen “Bäh” ist und gegen jegliche kulinarischen Genfer Konventionen spricht. Da kotzt sogar die Rohkostfee, also ich.

Was als Kombi sehr gut geht sind Tee und Nüsse.

Und in der Tat entpuppe ich, sobald es draußen kalt und früh dunkel wird, als bestes Vernichtungsmittel für die Nussproduktion eines kleinen mittelamerikanischen Staates. Die Nussart ist mir übrigens egal. Erdnuß (wobei das ja nicht mal ne richtige Nuss ist), Macadamia, Walnuß, Haselnuß, Cashew, Mandel – Nomnomnom – alles wird vertilgt und in Rekordzeit aufgesaugt. Wie ein Zombie, der nur noch über simpelste und primäre Körperfunktionen verfügt – Anfallen, aufknacken, schlürfen – stürze ich mich auf Schaliges und beginne mechanisch mit dem Massaker. Erklärt das vielleicht auch meine stille Vorliebe für Walnüsse?

Noch mehr Spaß habe ich nur, wenn ich die Nüsse auch eigenhändig massakrieren darf, was den Bedarf eines neuen, robusten Nußknackers erklärt. Nichts ist süßer (und leckerer) als der Triumph nach dem Kampf gegen eine Para- oder Macadamia-Nuss – die Rambos der vereinten Nusswelt.

Davon abgesehen sind Nüsse ja auch gesund, spreche ich mir mein Mantra immer wieder vor und fege unauffällig die Schalenberge von meiner Strickjacke. Und gut für die Nerven! Und machen ganz toll satt, lüge ich und hole mir die nächste Hand voll.

Es ist also recht zwecklos, mich in der Weihnachtszeit mit Selbstgebackenem zu beglücken. Ich erkenne den guten Willen und gönne euch euren Dominostein-Schokokugel-Overkill von ganzem Herzen. Aber nehmt eure Griffel weg von den Nüssen!

Im Hintergrund sehen Sie übrigens links die heilige Dreifaltigkeit der Weihnachtsdekoration, die der beste Nussknacker von allen in unsere Lebensgemeinschaft eingebracht hat: Schwibbogen aus dem Erzgebirge, Bienenwachskerzen und rote Tischdecke. Toll!


 

Liebes Internet,

da die Verlinkung und Aktualisierung zwischen WordPress und meinem privaten Facebook-Account anscheinend von göttlichen Faktoren wie dem Stand der Sterne abhängig ist.. kannst du mich mal.

Wer gern auch weiterhin über meinen aktualisierten Senf informiert werden möchte – und nicht eh sporadisch guckt oder mich per Bloglovin beglückt – der kann gerne Frau Ritari’s Super-Geheim-Facebook-Account befreunden, um das Neueste zu erfahren. Siehe rechts —->

Auch wenn es das neue Design vermuten lässt: Ich bin nicht in Weihnachtsstimmung, ich bin nichtmal in Winterstimmung – im Gegenteil. Ich würde gern in irgendeinem exotischen Kaff hocken, mir die Sonne auf den Buckel scheinen lassen und mit den hamstergroßen Mosquitos Faustkämpfe vereinbaren. Ich wünschte mein grösstes Problem wäre, wie ich jetzt ohne mich großartig zu bewegen einen Mojito herkriege. Das wäre schön.

Aber weil ich in Dunkeldeutschland festsitze und die glühweingeschwängerte Glückseeligkeit so garnicht zu meinem inneren Gemütszustand passt, versuche ich wenigstens anhand bunter Bildchen, den Kobold raushängen zu lassen. Klappt nicht. Ich bin der Grinch.

 

Ich bin in der vorweihnachtlichen Zeit immer regelrecht schockiert von diversen Dingen:

1.
Wo sind die Zeiten hin, dass ich bereits im Oktober alle Geschenke hatte?

2.
Warum wundere ich mich heutzutage dann, dass alle Welt anscheinend schon Ihre Präsente für die bucklige Verwandschaft und den illustren Freundes- und Feindeskreis zusammen hat?

3.
Warum fragen Menschen, die vorgeben mich zu kennen, danach was ich mir zu Weihnachten wünsche?

Ok, ich gebe es zu. Die letzte Frage ist reichlich unfair, DENN ich bin jedes Jahr diejenige, die verzweifelt, panisch und dement sabbernd nach den ultimativen Geschenken sucht, gerade für diejenigen, die ich am besten kenne. Hallo Familie, Hallo, oh du mein bester Knecht Ruprecht von allen!

Es gibt wohl kaum etwas Schlimmeres, als Menschen zu beschenken, die a.) anscheinend vollkommen zufrieden sind, b.) schon alles haben, was Sie brauchen und c.) keine kostspieligen, idiotischen oder ausgefallenen Hobbies haben. Über derlei Equip freut man sich ja immer.

Normalerweise bin ich selbst übrigens absolut mit unaufgeregtem Schnickeldi zufrieden zu stellen. Dieses Jahr allerdings stehe ich vor der Bredouille, dass ich mir rein gar nichts wünsche. Wenn man mal davon absieht, dass mein Umfeld bitte aufhören könnte, mich nach dem Arbeitsstand meiner Abschlussarbeit zu fragen. Ok, das wünsche ich mir zu Weihnachten!

Ansonsten gibt es eigentlich nur Dinge, die ich gut gebrauchen könnte:

1. Neue Kontaktlinsen

Und zwar keine sinnlosen Manson-Gedenkteile, sondern ganz langweilige in meiner Stärke.

2. Volleres Haar

Schluß mit der Fisselmatte! Schnittlauchlocken!

3. Benetint-PocketPal

Seitdem die böse Komplizin mich so gemein mit diesem Lip&Cheek-Stain angefixt hat, ziehe ich geiferende Bahnen um den sonst so verteufelten Benefit-Counter.

UPDATE: Hat sich erledigt, der beste Knecht Ruprecht von allen hat meine “stille” und “unauffällige” Verehrung verstanden und hat mir tatsächlich so ein Teil besorgt ♥

4. Einen funktionsfähigen, brutalen Nussknacker

Nachdem ich das letzte Discount-Teil innerhalb einer Woche aufgrund meiner anhaltenden Nusssucht in Staubsaugermanier verbogen habe, brauche ich jetzt etwas Eindeutiges. Darf auch ein stinknormales Gerät sein mit weniger Sauerei-Potential.

5. Deutlich sichtbare Kopfhörer

Nein, es müssen nicht unbedingt diese sein. Ich brauche nur eine Alternative zu deisen lächerlichen Ohrstöpseln. Denn ich möchte auch nach außen hin symbolisieren, dass ich mich aus der Welt ausgeklinkt habe und nicht reagiert, weil ich arrogant oder plemplem bin, sondern weil ich nichts höre. Mein Xperia wirds freuen.

6. Den Zoeva-Schminkischminki-Overkill

Also wirklich gut gebrauchen und quasi unverzichtbar wären das Set 96 Eyeshadow & Nude Palette. Und die LipCrayons in Vintage, Malibu Peach und Pin-Up. Und Naked! Und vielleicht das Pinsel-Basic-Set? AAAHHHH!

7. Einen neuen Nasenstecker (+ passendem Tresor)

Meinen geliebten weißgoldenen Nasenstecker, den ich mir anläßlich meines ersten Piercings vor über 10 Jahren zugelegt habe, hat das Badezimmer in seiner weißen Grausamkeit gefressen. Nach endlosen Stunden stumpfsinnigen Rumgerobbes auf den weißen, kalten Fließen habe ich den Stecker für tot erklärt und brauche demzufolge Ersatz.

8. Eine Okarina

Weil Mama mir das Lernen von Blöckflöte und ähnlichen Folterinstrumenten verboten hat, bin ich leider nie in den Genuß einer musikalischen Ausbildung gekommen. Umso mehr brauche ich eine formschöne 12-Loch Okarina (in zelda-blau?). Oder ein English Pendant? Nett wäre auch jemand, der mir das Spielen beibringen könnte! hust


Saria’s Song – Legend of Zelda Ocarina of Time

Aber eigentlich wünsche ich mir nichts davon. Sondern ganz andere Dinge.


 

Vor circa einem Monat saßen der beste Erzeuger von allen, sein Wochenendkind und die margaritarische Herrlichkeit (moi) an einem Aikido-Dienstag beim Essen. Nach allgemeinen Fragen zu Schule (gut.), Gemüts- und Gesundheitszustand (gut.) und Neuigkeiten beim Freundinnen-Status (auch gut.) kamen wir auf das Thema Dezember-Planung, Feiertage und – ganz wichtig – Geschenke zu sprechen.

Weil das Wochenendkind ein chronischer Klugscheisser ist, wusste er sicher, dass es sobald es kalt wird zweimal Geschenke bis zum Jahresende gibt. Dass man um Weihnachten nicht drumherum kommt und auch durch Werbung und verfrühten Import von Spekulatius im September bestens über weihnachtliche Gegebenheiten informiert ist, logisch. Ganz anders steht es da um die kleine Stiefschwester der großen christlichen Konsumschlacht – den Nikolaus.

Nachdem der Junior mehrmals vergeblich versucht hatte zu raten, wann Nikolaus ist (seine favourisierten Kalendertage waren alle im Dreh Ende Oktober Anfang November gesäht) und ich mir schon langsam vor Zorn die Zähne an der Tischkante zerbiss, stellte ich die Gretchenfrage: Wer ist eigentlich der Nikolaus und wo kommt er her?

Eisiges Schweigen. Totalausfall. Was zum Teufel lernen die Kids heute eigentlich in der Schule?

Da sahnt der Rotzer eine Dekade lang Geschenke und Süßigkeiten ab und weiß nicht mal warum! Also ich wusste und weiss, wer der Nikolaus ist und den ganzen historischen Tralala dahinter – auch ohne Wikipedia und Google. Und dabei hätte mir wirklich der Rote-Kutten-weißer-Bart-Schmuh gereicht.

Pädagogisch liebevoll – wie ich nunmal bin – versuchte ich also seine natürlich vorhandene Neugier zu wecken, indem ich frohlockte:

“Bis zum 06.12. (das Datum hatten wir ihm irgendwann verraten) erzählste mir was über den Nikolaus oder es gibt keinen Stiefel!”

Natürlich nicht in diesem Wortlaut, soviele Worte hätte ich – dank der verbissenen Begegnung von Zähnen und Tischkante – auch nicht herausgekriegt.

Als dann das Wochenendkind mit seinem Kasperfreund das heimische Wohnzimmer stürmte und ich ihn fragte, ob er denn wüsste was es mit dem Nikolaus denn auf sich habe, war die Antwort noch viel deprimierender. Weil ich ja kein Unmensch bin – und auch der beste Kindsvater von allen nach anfänglicher Überzeugung und Mut zur Konsequenz kräftig mich sich haderte – erinnerte ich den Rotzer regelmäßig an die Vereinbarung und das Nikolaus-Embargo. Auch die Form des Vortrags wurde dem kindlichen Workload mehrfalls angepasst, sowie der Termin für den letzendlich verhandelnden 2-Minuten-Vortrag wurde immer wieder verschoben.

Am Freitag hatte ich noch immer fest im Sinn, das Kind mit aller Macht der stiefmütterlichen Konsequenz auszusetzen und definitiv keinen Teller hinzustellen. Bin ich da zu fies?

Ist es der Verfall moralischer Wert oder die bloße Informationsüberflutung, die Kinder vergessen lassen gewisse Dinge zu hinterfragen? Muss man, wenn es um Geschenke geht, Prinzip auch mal Prinzip sein lassen? Bin ich einfach nur neidisch und böse, weil ich keine Schokolade kriege?

Nach einem längeren Disput haben der beste Nikolaos von allen und ich uns darauf geeinigt, dass der Rotzer keinen Nikolaus-Teller kriegt (mit einem Augenzwinkern), dafür aber einen besonders oppulenten Adventskalender (mit Liebe selbst befüllt). Ein flaues Gefühl bleibt trotzdem. Wie seht ihr das?

Es ist immer wieder eine Freude, wie scheinbar überraschend der Wintereinbruch für Hausbesitzer und vor allen Dingen die BVG kommt. Auf dem Weg in den Arbeitshimmel habe ich gestern trotz flacher Schuhe zwei Zehen und die Beherrschung verloren.

Nachdem nach 20 Minuten fröhlicher Wartezeit auf dem rutschigen Bahnsteig bereits eine Ringbahn Richtung Wedding passiert war, ohne mich mitzunehmen und von oben ständig neue Pendler hinzuströmten, sprang ich vollkaracho in die gerade einfahrende Bahn. Mit dem rechten Fuß zuerst.

Ich muss mich inständig bei den zwei Damen hinter mir und neben mir entschuldigen. Es war eng und kuschelig und ihr zwei habt sehr tapfer und leise über meine Witzchen und Spitzfindigkeiten die andere Passagiere betreffend gelacht. Auch als ich die Dame neben mir dezent befummeln musste (mit Vorwarnung), um aus dieser schweissnassen, schneefeuchten Hölle der Personenbeförderung zu entstolpern, blieb sie freundlich und gutgelaunt.

Heute, an Tag 3 dieses meterologischen Terror-Akts (hatte de Maizière jetzt doch Recht?), ist der Ton und die Gangart schon härter. Und das obwohl es in Berlin keinen merklichen Unterschied zwischen “herzlich” und ruppig” gibt.

Aber so ist das nunmal, wenn das hektische und adrenalisierte Berlin durch Schnee und Eis künstlich verlangsamt wird und die ganzen Vollidioten, die sich sonst nie begegnen und bemerken, prallen schlecht gelaunt aufeinander. Zähflüssig schlittern wir hintereinander her, alte Berliner Regeln (“Rechts stehen – links gehen”) gelten nicht mehr. Es wird geflucht, ungeduldig gewartet und auch gern mal der Platz an der Tür des öffentlichen Verkehrsmittels mit spitzen Ellenbogen und noch spitzerer Zunge verteidigt. Dazu kommt noch das frustierte, unmotivierte und sonore Fahrpersonal – ok, ich wäre nach einer 9-Stunden-Schicht “Bitte die Mitteltür freimachen” auch geladen. Ein “Bitte” gäbe es bei mir nicht.

Oder besser gesagt: Ein “Bitte” gibt es bei mir nicht. Wenn du in Berlin und erkennbar weiblich bist und dich faucht jemand von hinten mit “Jetzt beweg dich, Mutti!” an – das bin dann ich. Ich bin nicht stolz drauf, aber was soll man schon machen, wenn einen die hauptstädtische Vorweihnachtsstimmung ereilt.

Eure Marga

 

Ja, bei uns steht auch ein stylischer Prenzl’Adventskranz auf dem Couchtisch.

Ja, insgesamt ist die Bude sauber und aufgeräumt. So aufgeräumt, dass ich meinen Nasenstecker nicht mehr wiederfinde.

Ja, meine Abschlussarbeit kotzt mich an und ich möchte auf keinen Fall darüber reden.

Ja, Schnee ist was Tolles, wenn man Sonntags nicht raus muss und er sich zivilisiert auf dem Balkon verhält.

Ja, im Ofen brutztelt eine Ente, auf dem Herd der Rotkohl und der beste Advents-Befürworter und stiller Besinnlichkeits-Botschafter von allen wird demnächst zum Kloss-Formen verdonnert.

Ja, das Wochenendkind gastiert dieses Wochenende bei uns deswegen wird zur Kindsbespassung magicgespielt und videogeguckt und fragenbeantwortet.

Ja, ich freue mich auf das “Zwischen den Jahren” insklusive Hotel-Übernachtung, Bekochtwerden von Mama, Ausgehen mit Bruder und Kaffeetrinken und tiefsinnig reden mit Papa.

Aber nein, ich bin nicht besinnlich. Die Adventsglocken, die im Hintergrund den Kiez mit ihrer auditiven Gloria zum Zittern bringen, kotzen mich an. Im ganzen Treppenhaus riecht es nach Weihrauch, Braten und Plätzchen. Ich verletze mich an Nussschalen und Baumnadeln und verbrühe mich an der bollernden Heizung. Und nein, ich habe noch kein einziges Geschenk.
Nein, ich bin wirklich nicht besinnlich. Aber die Ente, die ist heute fällig.

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Was mich übrigens momentan auch noch ankotzt, ist diese beschissene, mediale Panikmache um schwarzbärtige Terroristen.

Man darf in den Öffis kaum seine Tasche auf den Boden stellen, ohne hektisch beäugt zu werden. Nur das Weddinger Urgestein bleibt relaxt. Eine Krähe hakt der anderen kein Auge aus, wa? Na, ist doch so.


“Bloß nicht die Handtasche fallenlassen, Frau Ritari!”

Ich glaub es ist in Berlin gefährlicher, sich als Schwabe zu outen oder an verkaufsoffenen Sonntagen zum Alex zu stromern. An den Verkehrsknotenpunkten und taktisch relevanten Ballungsgebieten der Hauptstadt patrouillieren dann mit der MP im Anschlag feiste Polizisten, das Ego zum Zerbersten uffjepimpt, man hat ja eine wichtige Aufgabe und wehrt mit der bloßen Präsenz bundesdeutscher Staatsmacht den Terror ab. Ganz klar nach dem Motto “Wenn ich hier stehe, kommt kein al-Qaida-Castingopfer und bombt euch alle weg. Das traut der sich dann garnicht!”

Jawoll Jungs. Wenn ihr anno dazumal auf dem WTC gestanden hättest, genauso dick ausgestattet mit schusssicherer Zuversicht und Vertrauen und die terrorabwehrgestählten Fähigkeiten eines polizeilichen Schnellkurs in Staatsschutz, JA DANN könnten wir noch alle friedlich schlafen und müssten keine Angst haben vor genannten islamistischen Demokratie-Feinden.

Ja, dann könnte man noch Bus und Bahn fahren, auf christliche Weihnachtsmärkte und in die Disko gehen und sich den Reichstag ansehen, ohne befürchten zu müssen, dass das die sprichtwörtliche letzte dumme Idee seines Lebens gewesen ist.

Natürlich darf man den Terror und Verbrechen nicht totschweigen. Terror ist Scheisse. Hysterie aber auch. Oder macht denn eine Aussage unseres Innenministers de Maizière wie “Die Hinweise sind konkret, aber sie dürfen kein Anlass sein, dass wir unser öffentliches Leben total ändern.[...] Wir zeigen Stärke, lassen uns aber nicht einschüchtern.” irgendeinen Sinn? Alarmstufe Orange, die Gefahr ist konkret, aber keiner soll es sich anmerken lassen. Dürfen Redenschwinger solche Sätze sprechen, um sich aus der pandoraischen Buhmann-Ecke zu fasseln? Um sich dann in der Neujahrsrede solche Phrasen wie “Ich habs euch ja gleich gesagt!” von findigen Ghostwritern einbauen zu lassen?

Nach den “Pleite-Griechen” kommen jetzt die nächsten Spielverderber, um uns das Weihnachtsfest zu versauen. Ich verstehe. Ich freue mich schon auf weihnachtliche Tischgebete in den Prenzl’Familien – bittendes “Oh Herr, lass bitte nicht den Bin Laden die Geschenke mitnehmen!” oder inbrünstiges “Lieber Weihnachtsmann, danke, dass der LPG Biomarkt noch steht!” oder zu guter Letzt “Danke, dass unsere Regierung so gut auf uns aufpasst und so erfolgreich von anderen Krisenherden wie Castor-Transport, repressiven Gesetzten und der Gesundheitsreform abzulenken weiss!”. Amen.

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