Es ist immer wieder eine Freude, wie scheinbar überraschend der Wintereinbruch für Hausbesitzer und vor allen Dingen die BVG kommt. Auf dem Weg in den Arbeitshimmel habe ich gestern trotz flacher Schuhe zwei Zehen und die Beherrschung verloren.

Nachdem nach 20 Minuten fröhlicher Wartezeit auf dem rutschigen Bahnsteig bereits eine Ringbahn Richtung Wedding passiert war, ohne mich mitzunehmen und von oben ständig neue Pendler hinzuströmten, sprang ich vollkaracho in die gerade einfahrende Bahn. Mit dem rechten Fuß zuerst.

Ich muss mich inständig bei den zwei Damen hinter mir und neben mir entschuldigen. Es war eng und kuschelig und ihr zwei habt sehr tapfer und leise über meine Witzchen und Spitzfindigkeiten die andere Passagiere betreffend gelacht. Auch als ich die Dame neben mir dezent befummeln musste (mit Vorwarnung), um aus dieser schweissnassen, schneefeuchten Hölle der Personenbeförderung zu entstolpern, blieb sie freundlich und gutgelaunt.

Heute, an Tag 3 dieses meterologischen Terror-Akts (hatte de Maizière jetzt doch Recht?), ist der Ton und die Gangart schon härter. Und das obwohl es in Berlin keinen merklichen Unterschied zwischen “herzlich” und ruppig” gibt.

Aber so ist das nunmal, wenn das hektische und adrenalisierte Berlin durch Schnee und Eis künstlich verlangsamt wird und die ganzen Vollidioten, die sich sonst nie begegnen und bemerken, prallen schlecht gelaunt aufeinander. Zähflüssig schlittern wir hintereinander her, alte Berliner Regeln (“Rechts stehen – links gehen”) gelten nicht mehr. Es wird geflucht, ungeduldig gewartet und auch gern mal der Platz an der Tür des öffentlichen Verkehrsmittels mit spitzen Ellenbogen und noch spitzerer Zunge verteidigt. Dazu kommt noch das frustierte, unmotivierte und sonore Fahrpersonal – ok, ich wäre nach einer 9-Stunden-Schicht “Bitte die Mitteltür freimachen” auch geladen. Ein “Bitte” gäbe es bei mir nicht.

Oder besser gesagt: Ein “Bitte” gibt es bei mir nicht. Wenn du in Berlin und erkennbar weiblich bist und dich faucht jemand von hinten mit “Jetzt beweg dich, Mutti!” an – das bin dann ich. Ich bin nicht stolz drauf, aber was soll man schon machen, wenn einen die hauptstädtische Vorweihnachtsstimmung ereilt.

Eure Marga

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