Mit Lagerfeuer verbinde ich – ganz umromantisch – erstmal feuchte Wiesen & Socken, verbranntes Stockbrot, warmes Bier und Holzsplitter im Podex. Dazu kommen noch Mückenstiche, Feuerfunken und spitze Schreie, wenn sich das männliche Publikum bis zur Oberlippe alkoholisiert mit Terpentin nähert.

Auf der anderen, viel schöneren Seite lächle ich versonnen unterm nachtklaren Himmelszelt mit der Selbstgedrehten in der einen und mit dem Liebsten an der anderen Hand. Sofern eine Hand frei und nicht ins Gitarrenspiel involviert war. Gott, waren wir jung. Und high.

Alanis Morissette – King of Pain (The Police Cover)

P.S.: Durch das Projekt wiedergefunden: Dies & das. Hat sich gelohnt.

 

G. ist tot. Vor zwei Wochen, zwei Wochen nach O., starb auch sie.

Tragisch ist das. Ich hab sie innerhalb der Bande immer als meine einzige Verbündete gesehen. Mit ihrer Berliner Kodderschnauze und der stillen (und auch letzendlich todbringenden) Erkenntnis, alles zu besser zu wissen. Besser als Anwälte, besser als Steuerberater, Gerichtsvollzieher und – vor allen Dingen – besser als Ärzte. So isse halt. So war sie.

Heute war die Beerdigung von O. und alle waren da. Die Trauernden, die Weinenden, die buckelige Baggage, die ich auch nach fast 5 Jahren nur vom Hörensagen kenne. Und O., der von irgendeiner dubiosen Tropenkrankheit verlebte Körper, eingeäschert in einer schlichten Urne. In Marzipanien ruht er nun und kommt nicht wieder. Er hat eine Tochter. Das wusste ich nicht, das wusste wohl kaum jemand – auch nicht die, die behaupteten, ihn besonders gut zu kennen.

Ihr war soviel Aufmerksamkeit peinlich, soviel Anteilnahme für einen Vater, der eh nie da war und irgendwann für sehr lange auf einem anderem Kontinent gelebt hatte. O. hatte mehrere Kinder, nur sie war anwesend und hat die ganze Bekundungslast allein getragen.

Ich behaupte nicht einmal O. besonders gut gekannt zu haben. Im Grunde habe ich ihn garnicht gekannt. Nur die Geschichten, Grenzgeschichten, Ostgeschichten, Familiengeschichten, Fernwehgeschichten, Kontinentalgeschichten. G. hat dabei am häufigsten erzählt, sich brüskiert, echauffiert und lamentiert. Über den O., ihren einzigen Sohn.

Trotz des Nichtkennens war ich dabei. Ich bin vermutlich keine ideale Stütze gewesen. Für niemanden. Für den besten Anzugträger von allen vielleicht. Der Rest der Familie ist, wie in Trauerfällen so üblich, in einem von zwei möglichen Aggregatzuständen gefangen. Entweder die Fehden ruhen und man trauert für einen kurzen, vielleicht sogar ehrlichen Moment zusammen oder man scheisst sich gegenseitig an und vor lauter Schiss der Nächste zu sein in das trauerfarbene Höschen. So wie man sich die eigene Verwandtschaft nicht aussuchen kann, kann man das auch nicht mit der Familie tun, die genetisch an denjenigen hängt, die man sich im Umkehrschluss sehr wohl ausgesucht hat. Er zum Beispiel. Und in unserem Beispiel wars keins von beidem.

Wie soll das erst in einem Monat werden? Dann sind wir nochmal draussen in Marzipanien und laufen die Friedhofsallee runter.

Natürlich waren wir schockiert, dass der O. doch so schnell, so plötzlich gestorben ist, wobei es doch eigentlich absehbar – geradezu planbar gewesen ist. Aber der Tod von G. war ein Zacken schärfer. Zyniker würden sagen “Selbst schuld!”, ich würde dem Zyniker in genanntem Fall die feisten Eier ins Maul stopfen und kieferanimierend für ihn kraftvoll zubeissen.

In G.’s Fall war es ein tragisches Zusammenspiel der Umstände ohne ein wirklicher Unfall gewesen zu sein. Life sucks, nur immer die Falschen.


Irgendwie tut es weh zu begreifen, dass alles irgendwann endet. Und sich trotz eines statistischen Lebensenddatum bewusst zu sein, dass es außerplanmäßige Änderungen geben kann, gegen die man im Endeffekt genauso machtlos ist, wie gegen “Aktion Tier”, die Motz oder die BVG. Dann geht man übern Jordan, egal ob wir noch Abo zu kündigen oder den Müll weg zu bringen hat.

Auf der anderen Seite ist es wohl mehr als nur ein natürlicher Selbstschutzreflex die eigene Sterblichkeit, wenn es nur irgendwie geht, aus dem Erlebnishorizont auszublenden. Ich frage mich an dieser Stelle nur, ob die Welt ohne diesen Reflex ein besserer oder ein noch schlechterer Ort wäre?

Tschüss O., ich kannte dich nicht gut genug, um dich zu vermissen – bin mir dabei durchaus bewusst, dass kein Mensch den Tod oder ein Leben verdient, was in den letzten Zügen so schmerzhaft gewesen sein muss wie deines.

Tschüss G., du wirst mir sehr fehlen. Oder nein, du fehlst mir jetzt schon. Pass ab jetzt wenigstens auf dich auf.

 


U-Bahn Senefelder Platz, Berlin

JA, und wie! Den ekligen Bahnsteig-Automaten nach der sportiven Betätigung plündern und Kekse, Erdnüsse und Gummitiere auf einmal inhalieren. Und den soeben wieder aufgefüllten Glukosespeicher mit koffeinhaltigen Erfrischungsgetränken (bei 3° C) bis zur Oberkante fluten. Am besten wenn sonst keiner auf dem Bahnsteig dir die Luft wegatmet. ARR!

 

Lieber geneigter Leser (und Themenvorschlager bei der Gedankendeponie),

es ist mir klar, dass bei diesen herbstlichen Temperaturen, der allgemeinen Trauerstimmung und der allgemeingültigen Miesepetrigkeit in unseren Gefilden die Hormone, mit den spitzen Enzymen voran, an die Schädel- und Schenkelinnenseite unserer Körper schlagen und somit mehr Aufmerksamkeit für die schönste Nebensache der Welt fordern. Anders kann ich mir diese Themenfindung zur Runde #4 des 52 Songs-Projekts nicht erklären.

Grundsätzlich: Wer musikalische Begleitung zum Koitus erwartet oder benötigt, verdient es mit Kuschelrock-CDs erschlagen zu werden oder missachtet die Erotik von Stille. Weil Sex keiner musikalischer Begleitung bedarf und grundsätzlich nur von Geräuschen verschiedenster Art begleitet werden sollte (z.B. Vogelzwitschern, Kaminprasseln, die einfahrende Ringbahn – du Sau!), erübrigt sich für mich die Frage nach dem Soundtrack irgendwie. Es sei denn wir sprechen von Sex auf dem Disco-Klo oder dem Fahrstuhl (EASY LISTENING!), wobei sich da die Auswahl nicht gezielt steuern lässt, sofern man keine dreiste Pottsau ist.

Wenn man mir jetzt aber die Pistole auf die Brust setzt und die Nennung von diversen “Fick-Liedern” verlangt, fallen mir aufgrund diverser synaptischer Verbindungen eigentlich nur zwei Songs ein.


Sade – The sweetest taboo


Puscifer – The Undertaker

BONUS-TRACK: Hätte man mich nach Liedern übers Vögeln konsultiert, wäre meine Wahl auf dieses Lied gefallen.

 

Ich nehme die Welt durch tausend Filter wahr. In dieser Bar. Im Séparée. Unter Menschen, die ich kenne oder auch nicht. An diesem Freitagabend in Berlin.

Der Anlass ist zur Abwechslung ein freudiger und trotzdem komme ich mir in meiner Traurigkeit fehl am Platz vor. Ich besehe mir die Gesichter um mich herum, die ich teils kenne, teils nicht und dir mir teils so verdammt bekannt vorkommen. Oder auch nicht.

Das Mädchen neben mir zum Beispiel. Sie ist so ein Fall. Theoretisch kann ich sie nicht kennen, praktisch sehe ich sie jeden Tag – in der Uni, in der U-Bahn, am Alexanderplatz oder eben in dieser Bar.

Das Licht ist gedimmt, die Sicht wird immer unklarer, die Musik wird Beat für Beat ausgeblendet. Irgendjemand raucht. Die Gespräche um mich herum nehme ich nicht mehr wahr. Sie dreht ihr Glas mit goldener Flüssigkeit und grünen Punkten in ihrer Hand.

Den Blick auf ihr Dekolleté geheftet frage ich, was sie da trinkt.

“Moscow Mule.”, sagt sie, “Wodka, Ginger Ale, Crushed Ice und Gurke.”

In Hamburg trinkt sie das öfter. Aus einer Kupfertasse. Oder auch nicht

Sie nickt und wenn sie nickt, nicken ihre Brüste mit, wie um das Gesagte zu bekräftigen. Es mag am Alkohol liegen, aber es liegt etwas Tröstliches darin. Oder dazwischen. Oder auch nicht.

Wodka, Ginger Ale, Crushed Ice und Gurke. Das ist eine perverse Mischung, lüge ich und versuche mir den Geschmack vorzustellen. Ich schaue mir dabei ihr Glas an und dann meins. In meinem Glas blubbert es rosa und cremig, am Rand hängt ein halber Obstsalat – eine Fruchtzucker-Ethanol-Symbiose, die mich fröhlich machen soll. Für die optimale Druckbetankung treiben müde zwei Strohhalme darin herum und bringen die Eiswürfel zum Klirren. Ihr Glas dagegen wirkt wie der heilige Gral. Oder auch nicht.

Die Bars, die ich regelmässig frequentiere gehe ich, während ich mich heimlich vom Anblick ihres gewaltigen Vorbaus trösten lassen, in Gedanken durch. Ich sehe Servietten und Cocktailkirschen, Barkeeper und Kondensringe auf Holztresen. Ich sehe klebrige Mai-Tais, die gegen Liebeskummer helfen. White Russians, die den Qualitätsstandard einer Bar in einem Schluck umschreiben. Cosmopolitians, die für das erfolgreiche Projekt belohnen. Und vor allen Dingen sehe ich unzählige Gin Tonics, die mich fucking sophisticaed aussehen lassen, wenn ich eigentlich die Kontrolle behalten will. Aber ich sehe weder Wodka, Ginger Ale, Crushed Ice noch Gurken.

Weil ich das Mädchen nett finde, reisse ich ihr das Glas nicht aus der Hand, sondern bestelle mir meinen eigenen Moscow Mule. Ohne Kupfertasse, mit Gurke. Der Geschmack ist fein, fast belanglos, kein Fruchtzucker-Ethanol-Gemisch, das dir den Kopf vom Hals reisst und dich in die Welt des gepflegten Vollsuffs schmeisst. Es ist subtil. Herber Ingwer, herbe Gurke, eine Spur Schärfe des Wodkas dazu die schwere Süsse des Ales. Ich ertappe mich dabei, dass ich die Gurkenstücke mit dem Strohhalm aus dem Glas fische, weil der heilige Gral nicht so einfach ausgetrunken sein darf. Während meine Zunge langsam immer schwerer wird und es zu fortgeschrittener Stunde keine unnötigen Worte mehr bedarf, halte ich mich an meinem Glas fest. Oder auch nicht.

Vielleicht hält mich auch das Glas fest. Meine Körperwärme lässt die Eiswürfel klirrend schmelzen. Vielleicht habe ich endlich das passende Mittel gegen Weltschmerz gefunden. In vodka veritas. Oder auch nicht.

Bildquelle: Flickr

 

Da hat der Konna den Nagel mal per Punktlandung auf den Kopf getroffen.

Das Thema “Party” ist mal so derbe breitgefächert, dass ich den Tag über richtig ratlos gewesen bin, ob es für mich für dieses Thema tatsächlich ein Alltime-Favourite gibt. Und die Antwort ist Nein!

Dazu muss man sich doch auch prinzipiell die Frage stellen, für welche Art von Party man sich aufhübscht, warmsäuft oder überreden lässt.

Für die Sprengung von Schwiegermuttis nächstem Geburtstag:
Sevendust – Praise

Für Club-Hopping in der Kulturbrauerei:
Camille Jones vs. Fedde Le Grand – The Creeps

Für Underground-Abrissparties in versifften Kellern:
Sodom – Hey Hey Hey Hey Rock and Roll Star!

Für Hen-Nights mit den Diven:
En Vogue – Free your mind

Bei alle anderen Gelegenheiten steht Frau Ritari höchstpersönlich mit Fön und Haarbürste bewaffnet vor dem Spiegel und schmettert Songs in ihr flehentlich schauendes Konterfei. Das sorgt auch bei Zuschauern für Amüsement und die stille Erkenntnis, dass die Mucke im Club / der Lounge oder Party nicht schlechter sein kann als mein unausgegorener Gesang im heimischen Badezimmer.

In diesem Sinne,
Party on – Marga

 

Nicht lang schnacken, ihr Landratten!

Einmal bitte eure Zwischenablage mittels Copy&Paste leeren und als Kommentar runterknallen. Ungeschönt, unkorrigiert und von mir aus gerne unerhört.

Und ich als Kaptain von diesem Schiff fange an!

http://www.youtube.com/watch?v=yptlFlczuG8&feature=related und Google Bildersuche: OAIS Referenzmodell

Ihr seid dran!

 

Das 52 Songs-Projekt geht in die nächste montägliche Runde! Diesmal hat Konna das Thema “Regen” ausgelost und das trifft sich aufgrund des aktuellen Wespen-Dramas ja ganz gut.

Bezugnehmend auf meine Mordgelüste beim Anblick unserer gelb-schwarzen Nutztiere steigt in mir wie bereits geschrieben gelegentlich der pure Blutdurst hoch, da ist meine Titelwahl nicht verwunderlich.

Ich habe bestimmt schonmal erwähnt, dass ich als junge Heranwachsende einen etwas “experimentellen” Lebensabschnitt gepflegt habe, der neben Garagenparties, Bier und Lederjacken auch langhaarige Kerle beinhaltete. Aus dieser Zeit stammt meine Verbindung mit dem folgenden Song und auch die Erinnerung an den ersten Whiskey-Cola-Headbang-Vollrausch.

Slayer – Raining Blood

P.S. Im übrigen ist auch Led Zeppelins “The Rain Song” ein heißer Favourit zu dieser Thematik.

 

Bin ich eigentlich die einzige Person auf dieser Welt, die das momentane wechselhafte – im Volksmund als – Dreckswetter titulierte Klima durchaus begrüsst? Mal abgesehen von den Mondscheinkindern dieser Hemnisphäre, die das heimische Dunkel des elterlichen Kellers eh nur zur Nahrungsbeschaffung verlassen und denen es schlichtweg wurscht ist, ob draussen die Sonne scheint oder eben nicht? (So ganz nach dem Motto “Endlich Sommer! Jetzt kann ich auch kurzen Hosen Halo spielen!”).

Ich hingegen habe tatsächliche und ganz archaische Gründe, die Sonne zu meiden, die Fenster zu schliessen und mich über jeden einzelnen, hämischen Regentropfen zu freuen, der mit vernichtender Präzision gen Boden und auf meine Feinde fällt…

Jaaaa, werdet ihr sagen, Marga hat doch gar keine Feinde – zumindest keine natürlichen. Wen sollte sie denn “fürchten”?

Recht habt ihr. Trotzdem hegt Frau Ritari seit Kindestagen ein phobisch angehauchtes Misstrauen gegen alles, was gelb-schwarz, fies und von fliegender Fortbewegung ist. Da trifft es sich gut, dass ausgerechnet am letzten Wochenende eine Kolonie von pterygoten Drecksbratzen in die direkte Nachbarschaft gezogen ist. Auf den margaritarischen Balkon.

Seitdem halte ich trotz Protest vom besten Fensteröffner von allen ebengleiche geschlossen, riskiere den triefenden Hitzetod und fürchte mich gar fürchterlich vor Brummen und im Blutwahn gegen die Scheibe klatschenden schwarzgelben Kamikaze-Bombern.

Scheiss Sommer. Ich wünsche mir KO-Gas und lege mich mit der Supersoaker auf die Lauer, während ich das Fenster zum Lüften einen Spalt breit aufstosse. Scheiss Sommer! Ich denke an meine kalkweissen Beinchen, Frühstück auf dem Balkon, Seifenblasen vom Dach pusten, lauschige Sommerabende, nacktes Blumengiessen. SCHEISS SOMMER! Und ich will nicht hören, dass die Population von anderen Insekten sich explosionsartig, proportional verdoppeln würde, wenn man alle Wespen vom Angesicht dieser Welt pusten würde. Und mir ist der Artenschutz von Wespen auch kein inneres Bedürfnis. Hier gehts um meinen Balkon, meine Komfortzone, MEINEN margaritarischen Artenschutz. Wespennest ist Krieg. Und ich verliere hier haushoch.


Die Wespenkönigin schüttelt derweil in ihrem neuen Feriendomizil in Ost-Berlin fassungslos den Kopf. Wie kann einer von den Häutigen nur so nen Terz veranstalten. Da wedelt dieser rothaarige Fleischling mit den Armen und keiner weiss, ob sie freudig winkt oder ob dieser halbdebile Gesichtsausdruck eher zu Drohgebärden passen. Dazu dieses schrille Stakato-Schreien und das Glotzen. Man kann gar nicht in Ruhe abgelegte Liebhaber fressen, ohne dass diese Furie skeptisch das eigene Nest beäugt. Fehlt nur noch, dass die sich Notizen macht, wer hier wann das Haus verlässt. Kehren Sie mal lieber vor der eigenen Haustür, Madame! Tja, Nachbarn kann man sich halt nicht aussuchen und in Berlin ist man ja schon froh, wenn man überhaupt ne Bleibe hat. Bzzz.

Die Suche nach Bildern für diesen Beitrag hat mich übrigens Überwindung und Nerven gekostet. Ich hoffe, das weiss hier jemand zu schätzen!

 

Über die Chaosmacherin bin ich auf das Ein-Jahres-Blogprojekt “52 Songs” von Konna’s Gedankendeponie gestossen.

Besonders gern wache ich momentan mit einer waschechten “Morning Glory” auf, die auch gern anschlagsweise zum Wachwerden missbraucht wird und dabei erfolgreich jegliches Bohnengebräu ersetzt. Danke dafür, Oasis.

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