Liebes Internet,

es gibt ja verschiedene, menschliche “Aggregatzustände”. Wir kennen den Single, wir kennen das Pärchen, die fortgeschrittene Version (das Ehepaar). Es gibt auch Untergruppen wie zum Beispiele so perverse Mutationen wie die “Wir”-Symbiose (Der eine assimiliert den anderen? Oder wars umgekehrt? Naja zumindest sind das die Pärchen, die immer in der Wir-Form sprechen oder scheinbar sonntäglich zwei Stunden üben, die Sätze des anderen weiterzuführen. Brrrr), die Gelegenheitsrammler, die On-Off-Menschen, die Wahl-Einsamen und so weiter und so fort. JEDER hat diverse Exemplare in der selbst gewählten Peer-Group.

Eine mir bislang eher theoretisch bekannte Unterform ist der Mingle, der married single. Also jemand der ringmässig und bis ans Lebens.. – na du weisst schon – mit einer anderen Person bis zu Bettpfanne und Schnabeltasse verbunden ist, aber trotzdem irgendwie Single ist. Wie das sein kann?

Nehmen wir mal ein Pärchen X. Protagonist Nr. 1 – nennen wir sie – ähhhh – M. ist seit vier Jahren mit dem besten – ähmm – ist seit vier Jahren mit nem Typen zusammen. Und der Typ ist beruflich also echt nicht schlecht, also eher super – ok, er ist echt gut in dem, was er tut und hat riesige virtuelle “Cojones”. Und dieser Typ hat momentan ein irrsinnig wiiiichtiges Projekt – viel wichtiger als Weihnachten-Ostern-Geburtstag-und-Sommerschlussverkauf zusammen – das unbedingt fertig werden muss. Daran arbeitet er nicht allein, der ganze Bienenstock ist quasi involviert. Das böse Wort Deadline steht diesem Typen also im Gesicht geschrieben und weil anscheinend die anderen Bienchen lieber den ganzen Sommer gekickert und gekifft oder weiss der Teufel was getan haben, ist die Kacke mal gehörig am Dampfen und alles ist doof. Es wurden sogar Hilfsbienen beauftragt, die den Karren jetzt irgendwie aus den Dreck ziehen sollen. Aber irgendwie reicht das immernoch nicht. Also fühlt der Typ sich genötigt (wohl aufgrund der Riesen-Cojones) um 8:30 Uhr das Haus zu verlassen, die Straßenseite zu wechseln (also zur Arbeit zu gehen) und erst nach Anbruch der Dunkelheit circa um 22:30 Uhr ins heimelige Heim zurückzukehren. So Pi mal Daumen. Wir ziehen mal unseren Freund, den Taschenrechner zu Rate, und der sagt uns, dass das ja gar kein normaler 8-Stunden-Tarifjob sein kann. Richtig!

Das geht jetzt seit anderthalb Monaten so. M. und der Typ sehen sich morgens beim Aufstehen und abends beim Ins-Bett-gehen. Naive Gemüter können jetzt nörgeln

“Hä? Aber die haben ja doch noch die Wochenenden!.

Euch Klugscheissern sei gesagt, dass der Typ auch gerne mal am Wochenende arbeitet und das nicht nur von zu Hause aus – nein – er wechselt auch gern mal die Straßenseite, du verstehst schon was ich meine. Der Typ sagt übrigens, dass das ja nur noch zwei Wochen so ist und M. möchte ihm das wirklich gerne glauben.

Sie probiert verschiedene Dinge aus:

M. spielt die verständnisvolle Karrierefrau, plant selber länger arbeiten zu gehen und winkt mit dem Filofax um zukünftige Stelldicheins im Zwei-Wochen-Vorfeld zu planen.

M. spielt das Dummerchen, die ohne ihren Typen ganz aufgeschmissen ist und auf der U-Bahn-Treppe hinfällt und sich den Hintern prellt.

M. spielt das “supportive housewife” und kocht und putzt und erledigt Telefonate und Amtsgänge für ihn und hält ihm den männlichen Rücken frei.

M. spielt den Ultimator und droht “Hier wirds jeden Abend um 19:00 Uhr Sex geben, egal ob du dann hier bist!”.

Ihr dürft raten: Genau, nix hilft.

M. will auch gar nicht jammern, sie liebt ihren Typen ja und wünscht ihm allen Erfolg, der er absahnen kann. Sie freut sich auch, dass er trotz 14-Stunden-Job immernoch Humor hat und sogar noch solange auf der Couch sitzt, bis auch M. endlich müde wird. Aber M. ist auch das Warten leid. Jeden Morgen fühlt es sich an, sagt sie, als würde man den Liebsten in den Krieg schicken und nicht wissen, ob man ihn wiedersieht. Das zehrt natürlich.

Also macht M. das einzig Richtige. Sie und der Typ sind zwar nicht verheiratet, aber so ein bisschen Mingle-tum wird ja wohl drin sein. Das heisst sie mutiert, sobald sie die Tür hinter ihm schliesst zum Single. Sie trägt die grünen Leggings (die er hasst), hört Musik (die er nicht ausstehen kann), sortiert Wolle (die er am liebsten wegwerfen würde) und isst gläserweise saure Gurken. M. leiht sich “für sich selbst” Filme aus, grasst den Kühlschrank leer, telefoniert stundenlang, blättert in Zeitschriften, wäscht Wäsche und fuddelt und kramt mal hier mal da.

M. lenkt sich also vom Warten ab und das erfolgreich. Vielleicht wäre die Anschaffung einer Katze ja eine gute Idee und dann klickt das Schloß und ein fremder Mann steht im Flur. Er behauptet, dass er hier auch wohnt. Auch wenn sich M. nur dunkel an den Typen erinnern kann (14 Stunden sind laaaaaaang), würde sie doch glatt IHR Abendessen mit ihm teilen. Das muss Liebe sein!

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3 Responses to I am a mingle!

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