Wenn man sich – wie ich – über Dekaden und regelmäßige Abstände hinweg die Haare färbt, dann muss man schonmal überlegen, welches denn die eigentliche Ursprungsfarbe gewesen ist. Momentan trage ich – frisch gefärbt – “Fire” der Marke Directions und sehe damit – unter uns gesagt – auch wirklich damit aus, als würde mein Kopf lichterloh in Flammen stehen. Was ja auch der richtigen und tatsächlichen Wahrheit nicht ganz widerspricht.

Heute stand Feuerkopf im freundlichsten aller Kiezsupermärkte in der Gemüseabteilung. Tomaten, Möhren, rote Paprika und ein circa zwölfjähriges Mädchen, das sich halblinks stehend so garnicht deutlich vom Brokkoli und den Zucchini abhob. Ihre Haare waren knatschgrün. Was an jedem Punk oder Technoflitsche nach schlechtdurchdachtem Understatement ausgesehen hätte, hat mich an dem jungen Ding quasi umgehauen. Mit 12 Jahren muss man – Pubertät hin oder her – schon über ein enormes Selbstbewusstein und Spottresistenz verfügen, um sich den Schädel in die konträrste aller Farben zu halten. Ich mag ja grün sehr.

Und irgendwie scheint sich in meiner verworenen Psyche eine Übersprungshandlung in Bezug auf knallbunte Köpfe manifestiert zu haben. Ich gaffe dann gern und ertappe mich beim Drang, die Farbenpracht auch lobend zu erwähnen.

Da standen wir – Pumuckl und Captain Planet -in der Gemüseabteilung und waren mal einen kurzen Moment sprachlos.

“Geile Haarfarbe!”, stiess ich beindruckt zwischen den Zähnen hervor.

“Du aber auch!”, schmunzelte sie.

Wir nickten uns zu und gingen beider unserer Wege. Sie Richtung Süßwaren, ich gen Tiefkühltruhen. Zum Abkühlen.

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