Ein Held sein.

Am Anfang war diese ganze “Gute-Taten-tun”-Masche nur als Katalysator für meine gelegentlichen Ausflüge in die Misantrophie gedacht. Dieses ganze Gemotze und Gemecker ist ganz schlecht für das kosmische Karmakonto und ich als halbwegs intelligenter Erdenbürger sehe mich in der moralischen Verpflichtung zu sühnen. Seltsame Menschen tun das in Form von Absolution, andere spenden sich den Arsch wund und wieder andere sehen ihre eigenen Fehltaten und Unzulängigkeiten im Vergleich zum Weltschmerz und dem geballten Dreck, den manch anderer am Stecken hat und zuckt dümmlich grinsend die Schultern. “Who cares. Im Gegensatz zu denen bin ich Heiliger.”
Ich bin das auch nicht, aber zumindest habe ich manchmal den unstillbaren Durst nach mehr. Ich wünsche mir gar keine freundlichen Nachbarn, die mich nach meinem werten Befinden fragen und die ich dann unverschämt und unverblümt anlügen muss. Es ist mir im Übrigen auch total egal, ob der Türaufhalter-Typ im Kaufhof das gern macht oder nicht. Und vor allen Dingen interessiert mich das Leid von den Frustierten, Perversen und geistig Umnachteten da draußen nur im Ausnahmefall. Ich bin aber im Gegensatz zum Großteil der Bevölkerung der Meinung, dass das Leben gerade zu himmlisch wäre, wenn man nur sporadisch weniger an sich und mehr an andere denken würde. Oder wenn man zumindest die Notwendigkeit in der Erkenntnis sehen würde, dass man selbst nicht der verdammte Nabel der Welt ist und man Fremden mit überraschenden Gesten Hoffnung schenken kann. Und sich selbst auch.
Berlin und der gemeine Berliner an sich ist ja nicht unbedingt bekannt für seine Empathie. Manchmal ist es hier sogar von Nöten, mit einer gewissen Kaltschnäuzigkeit durch die Welt zu gehen, weil man sonst aus verschiedenen sich bietenden Gründen im Kreis kotzen möchte.
Aber ab und zu rufe ich der Oma am leeren Taxistand ein selbiges, verwickel ich die Klofrau im Club in ein freundliches und vor allen Dingen interessiertes Gespräch, helfe ich der Mutti beim Einparken des Einkaufswagens und bringe Menschen, die mich nach dem Weg fragen bis zum gewollten Ziel. Ich lächel Obdachlosen zu und verschenke belegte Brötchen, ich suche die Eltern von herumirrenden Kindern und trage Einkaufstaschen nach Hause.
Ich bin kein guter Mensch. Aber irgendwie lässt mich dieser Grundgedanke der guten Taten nicht mehr los. Besonders wenn man Menschen mit so etwas überrascht, scheint der Funke überzuspringen. Die Taxi-Oma hatte mich, nachdem ich per Handy einen Wagen bestellt hatte, gefragt, was ich denn nun bekommen würde und ich sagte, dass sie einem anderen Fremden auch mal einen Gefallen tun könnte.
Ich weiss nicht, ob sie diese fast esoterische Botschaft verstanden hat (wahrscheinlich nicht), aber dieses heldenhafte Gefühl jenseits von jeglicher Selbstverständlichkeit hat mich noch den ganzen Tag getragen.
Vielleicht solltest auch du, mal etwas tun, was man nicht von dir erwartet. Wie wärs mit behilflich sein?

studIpod
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