Was waren das noch für Zeiten! Als Kind wurden wir mit Seife gereinigt und abgeschruppt, danach ordentlich mit Penaten, Nivea – oder wie der ganze Kram auch hiess – eingeschmiert. Schlammverkrustet tauchten wir in schaumige Blubberbäder, erhoben uns wie neugeboren und kuschelten uns glücklich und sauber zum Trockenwerden ins Bett. Und schliefen meist ein.

Oh, was war unsere Haut anspruchslos, genügsam und großmütig. Tiefenrein gefoltert mit Cetrimonium Bromide und Disodium Edta – vorpubertär haben wir die Wattepads mikroskopisch untersucht. Gut war, was gebrannt hat und gebrannt hat es immer. Pickelmale als Veteranennarben! Besser wurde das hormonell gesteuerte Stigmata der nahenden Adoleszenz damit nicht! Aber wir waren alle gleich – pickelnarbig, rot geätzt und jenseits von Gut und Böse. Kurz darauf folgte die erste, ernsthafte dermatologische Sinnkrise. Gekämmt wurde das Haar nur wenn nötig, die Haut wurde sporadisch und heimlich mit Mutti’s Oil of Olaz eingematscht und auch sonst war der Kosmetik-Overkill noch weit entfernt. Der Lippenpflegefettstift wurde großzügig genutzt, auch gern getauscht, und das nur weil er gut schmeckte und weder Lichtschutzfaktor noch Mikro-Frucht-Öle und Karitébutter enthielt. Farbtechnisch waren unsere Haare mal blond, mal rot, mal blau und grün – gewaschen wurde mit Pflegeprodukten der Firma “Was-grad-da-war!” – Marktführer übrigens.

Später dann das Erwachen, wir rennen in Drogerien und kaufen uns die erste Faltencreme, wir peelen, masken und schälen unsere Haut. Wir sprühen für mehr Volumen, glätten und zerren, schnuppern und fluchen. Wenn das nicht mehr hilft suchen wir den Apotheker unseres geringsten Misstrauens auf, klagen unser Leid und werden mit seltsam riechenden Tiegel und Töpfchen nach Hause geschickt, um uns übers Wochenende hexenküchengleich im Bad einzuschliessen. Um zu retten, was noch zu retten ist.

Cut.

Irgendwann muss man feststellen, dass die bei Damen schon rasch alternde Haut nicht so einfach und schnell eventuelle Fehlbehandlungen verzeiht. Wie die Freundin, die im Club immer auf die Handtaschen aufpassen muss, ist auch die Haut schnell beleidgt und schleicht sich bei erstbester Gelegenheit an der Garderobe vorbei aus dem Laden. Fuck up.

Wenn es so weit macht man sich plötzlich Gedanken darüber, ob Gurkenmasken – belächelt und verspottet – nicht doch genau das Richtige sind. Man kauft auf einmal Dinge wie Jojoba-Öl, Cassia und Seidenproteine und stapelt sie liebevoll wie das persönliche, kleine Waffenarsenal im Bad. Nachdem man den kosmetischen Hochpreis-Sektor verlassen hat und sich schon des Geldes freut, das man von nun an für Schuhe und ähnlichen Schnickeldi ausgeben kann, besetzt schon die Flut an neuen Pflegemittelchen schon die Regale und freien Stellen. Ganz nach dem Motto “Viel hilft viel.”!

Erst das aktuelle Pickeldilemma (bedingt durch Abschluss-Stress) hat mich nach langer Zeit der Pflege-Routine dazu bewogen, mal wieder zu umdisponieren.

Bis lang habe ich um die Läden der Kette LUSH einen fast sportlichen Bogen gezogen. Zwar wusste ich, dass die Produkte vorwiegend aus natürlichen Bestandteilen besteht, aber der Duft, der wie heilige Aroma-Faust Gottes beim Annähern auf einen niederhaut, hat mich dann doch jedes Mal einen Rückzieher machen lassen. Womit man Frau Ritari aber dann doch immer kriegt, ist ein gelungenes Schnäppchen. Um das Winter-Sortiment loszuwerden, gab es ab dem 03.01.2011 in diesem Zusammenhang eine Wundertüte für einen Einkauf ab 30,00 Euro im Wert von mindestens 30,00 Euro (ich konnte nicht widerstehen – die Komplizin kennt das – und habe nachgerechnet. Ich bin mit zusätzlichen Produkten im Wert von circa 38,00 Euro rausgegangen).

Weil ich mir am darauffolgenden Freitag nicht mehr sicher war, ob ich noch ein Schnäppchen abkriege, rief ich kurzerhand im Laden an und machte mich mit dem besten Tütenträger von allen auf den Weg.

Nase zu und rein. Der Liebste war wirklich tapfer und durchstöberte mit ungläubigen Blick die vielen bunten, riechenden, festen teils schleimigen Auslagen. Während ich BIG und Fresh Pharmacy orderte und noch den Jungle Solid Conditioner empfohlen bekommen hatte, fragte ich mich immer wieder, wie die freundlichen, aber wahrscheinlich geruchsblinden Mitarbeiter das schichtweise aushalten. Ich beeilte mich sehr, ein Wunder-Tütchen auszusuchen, bekam noch angeboten einen doppelten Artikel (die Wundertüte beinhaltete den Jungle Conditioner) auszutauschen, wurde freundlich verabschiedet und zog aus dem Laden noch bis zur U-Bahn eine pompöse Duftwolke hinter mir her.

Seit ein paar Tagen bin ich also zur “Lush”e geworden. Laut Codecheck sind einige Inhaltsstoffe zwar weniger empfehlenswert, um noch als Naturkosmetik durchzugehen, trotzdem habe ich das Gefühl, dass eine Mischung aus natürlichen Inhaltstoffen und chemischer Keule “light” genau das Richtige für mich ist.

Fresh Pharmacy hat übrigens innerhalb von wenigen Tagen tatsächlich mein komedogenes Kriegsgebiet nahezu gekillt. Zwar trocknet die Seife die Haut etwas aus (anders sind Pickel auch nicht totzukriegen), aber mit genug Feuchtigkeit ist das kein Problem. BIG hatte mir eine Freundin schon mal als Probe spendiert, deswegen weiss ich, dass es ergiebig ist, lecker riecht, die Haare etwas austrocknet und so toll ist. Die seifige Konsistenz des Jungle Conditioners ist ungewöhnlich und ich bin selbst gespannt, was für eine Meinung ich in ein paar Wochen haben werde. Wenn jemanden ein bestimmtes Produkt interessieren sollte, schreibe ich gern eine ausführliche Review.

Ist eigentlich von euch auch jemand ne “Lush”e?

Related Posts with Thumbnails
 

2 Responses to Zur “Lush”e werden.

  1. Glitzy says:

    Ich bin definitiv ein “Lush” e! Und ich liebe einfach den Geruch des Ladens. Praktisch ist ja, wenn man einen Lush sucht, dass man den Laden riecht bevor man ihn sieht. Ich kann auch nicht reingehen und nichts kaufen. Ne Bubble Bar oder Badebombe is immer drin. Manchmal lasse ich mich auch gerne bequatschen und schmeiße mit meinem im Arbeitshimmel hart (!) verdientem Geld nur so um mich…Nicht zu unterschätzen sind übrigens die Dusch-Jellies, die, wenn man die so im Laden anfasst schwibbel-schwabbel machen und nach Jelly-Shots aussehen. Die machen tollen Schaum <3

  2. Marga says:

    Dann hab ich jemanden zum Teilen, Tauschen und Weitervererben =D

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *

You may use these HTML tags and attributes: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <strike> <strong>

Premium Wordpress Plugin
  • RSS
  • Twitter
  • Soup.io
  • Facebook