Normalerweise mache ich bei diesem Facebook-Nonsense nicht mit. Es geht niemanden etwas an, außer den besten Wäsche-Inspektor von allen vielleicht, welche Farbe mein BH hat, wo ich meine Handtasche möglichst zweideutig positioniere und wie ich mein Sandwich am liebsten mag (ICH MAG KEIN SANDWICH!). Auch dieser ganze FarmVille, CaféWorld, Mafia-Quatsch ist beinahe spurlos an mir vorbeigegangen.

Facebook nutze ich tatsächlich für den Zweck, für den es deterministisch geschaffen wurde:

Meinen Freundes- und Bekanntenkreis im Informationszeitalter zusammen zu halten, weil wir alle schwer beschäftigt sind und es eben nicht immer über den Weg laufen – sei es örtlich, zeitlich oder emotional.

Vor ein paar Tagen wunderte ich mich allerdings dann schon, warum gestandene Mannsbilder plötzlich den Avatar scheinbar mir nichts – dir nichts in so knuffeliges Getier wie die Biene Maja, Bibi Blocksberg und die Teenage Mutant Hero Turtles änderten. Hä? Schon wieder so’n Web2.0-Trend verpasst? Quasi.

Aus irgend einem Grund – wahrscheinlich Sentimentalität (Weihnachten fängt ja auch jedes Jahr früher an) – ist das wieder so eine virale Angelegenheit – einer machts, alle machen mit und finden es zum Bersten toll. BH-Farben-Handtaschen-Sandwich-Paradoxon.

Wie angedeutet, bin ich normalerweise immun gegen solche Spielchen, aber bei Kindheitshelden zerschmilzt auch das phasendrescherische Herz der Frau R.!

Was war das wirkliche Kindsein doch in vielerlei Hinsicht schön, wenn man davon absieht, dass ich bis zu einem gewissen Alter nicht essen, trinken und anziehen durfte was ich wollte. Geregeltes Leben, keine Miete, keine Steuererklärung, bisschen Schule, gute Noten (wenn man nicht postnatal mit der Geburtszange gegongt wurde), lange Schlafen am Wochenende, alles glauben und so gut wie nix wissen. Und unkritisches Fernsehgucken! Die Welt erklären lassen vom kinderhassenden Peter Lustig, auch wirklich nach dem Sandmännchen schlafen gehen und der Reiz des “ausnahmsweise-länger-Aufbleibens”.

Wir hatten bis zu meinem – ich glaube – achten Lebensjahr tatsächlich nur die berühmten, drei öffentlichen Kanäle. Danach Satelliten-Anschluss, griechisches Fernsehen und den unrühmlichen, allsamstäglichen K-RTL Hirnzermürbungs-Marathon. Power-Rangers. 120 Barbie-Werbespots (mitgezählt!) in drei Stunden Glotze-Gucken. Später dann RTL 2 und Tele5 mit noch mehr Zeichentrick-Import aus Japan und weiss-der-Kuckuck. Was habe ich diese ausschweifenden Samstag-Morgen geliebt.

Natürlich – wenn man fast ungezügelten Zugriff auf etwas Schönes hat – verliert sich irgendwann das Interesse daran. Die huldvolle Verehrung und das milde Verständnis für Kinder, die Titelmelodien mitsingen und “Gummibärenbande” spielen, bleibt. Mit dem Unterschied, dass das was heute als Kinderprogramm im bundesdeutschen Fernsehen (Egal ob Free oder Pay-TV) angeboten wird, ganz große Scheiße ist. Aber darüber müssen wir an dieser Stelle nicht diskutieren.

Mein Facebook-Avatar ist übrigens die heroische Lady-Oscar. Die Titelmelodie kann ich übrigens immernoch mitsingen.

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