Als ich gestern morgen beim Zähneputzen in den Spiegel blickte, mit schlaftrunkenen Äuglein und mieser Laune, da dachte ich das sei der letzte Tag vom Rest meines Lebens.

Ich hatte nicht ganz Unrecht. Ich schleppte mich zur Arbeit, schleppte mich nach Hause, durchforstete die Eishölle nach Essbarem (fand nichts) und war deprimiert und ungenießbar.

Auch heute war mit mir nicht gut Kirschen essen. Chronisch angespannt bis zum Exzess schmiss ich die beste Lebensabschnittsnervensäge von allen aus der gemeinsamen Bude und setzte mich an den Laptop, um anzufangen.

Nun, wie fängt man den Rest seines Lebens am besten an?

Grob durchgeplant, mal vorgestellt und die Ideale beiseite geschoben – das haben wir schliesslich alle. Aber was passiert denn nun eigentlich ganz genau, wenn wir merken, dass es ernst wird, und wir uns nicht weiter davor verstecken können?

Marga wird dann ungemütlich.

Leider gehöre ich zu diesem unseeligen Menschenschlag, der nur unter Druck wirklich produktiv und kreativ sein kann – übrigens eine liebgewordene Ausrede fürs “Auf-später-verschieben” und “Noch-ne-Nacht-drüber-schlagen”. Scheisse, Mann.

Wenn man alles in allem nur acht Wochen Zeit hat, das Studium mit einem wissenschaftlich anspruchsvollen Akademiker-Krönchen zu versehen, dann ist die Kacke von der ersten Minute am Dampfen.

Ich setzte mich also an meinen Laptop und fing an vollkommen orientierungslos Dateien, Mindmaps und Ordner zu erstellen. Ich installierte gleich zu Beginn ein paar Projektmanagement-Tools und plante meine Zeit minutiös mit den einzelnen Phasen meiner Bearbeitung, setzte Checklisten auf und bestellte Bücher im Bibliotheksverbund. Gleichzeitig las ich die ersten wissenschaftlichen Artikel und notierte mir relevante Autoren. Ich grub mich durch Fußnoten und Notizen vergangener Semester und schrieb ein paar Sätze Drehbuch für mein Projekt.

Hä?

Noch ist es zu früh für waghalsige Prognosen, aber ich kann mich nicht daran erinnern, jemals während mein Studiums so produktiv gewesen zu sein. Warum funktioniert das plötzlich?

Ist das die selbe Torschusspanik, die Männer eine beschissene Benzinschleuder kaufen lässt oder die selbe hormonelle Unvernunft, die Frauen in der “Eltern” blättern lässt, obwohl nicht mal der theoretische Hauch eines natalen Bauchansatzes vorhanden ist?

Schon möglich. Auf der anderen Seite verlangt meine neu-gewonnene Motiviation-Schrägstrich-Verzweiflung mir jedes bißchen vorhandenen Synapsen-Schmalz ab, der Denkkasten schaltet sich fröhlich auf Sparflamme und lässt mich in gewohnt planloser Manier die absonderlichsten Dinge tun. Mama anrufen und nicht mehr wissen warum. Milchkaffee trinken. Beim Einkaufen (meine halbe Stunde Freizeit an diesem Tag) ein fröhliches Lied im Supermarkt pfeifen (siehe unten). Klopapier mit Lebkuchenduft kaufen. Hoffentlich sieht der Rest auch anders aus.


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3 Responses to All I can say is that my life is pretty plain

  1. anja says:

    Kann man davon ‘ne Scheibe abhaben?

  2. Marga says:

    Von der Motivation-Schrägstrich-Verzweiflung, der torschusspanischen Produktivität oder vom Lebkuchen-Klopapier? ;)

  3. anja says:

    Wenn du mir so die Wahl stellst, kann ich mich gar nicht mehr entscheiden… Mist…!!

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