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Mein Arbeitsweg dauert circa 20 Minuten. Ich laufe die Retro-Kinderwagen-Rennstrecke runter zur Ringbahn, fahre ein bisschen, steige um, fahre wieder ein bisschen und bin dann quasi da. Was in einem Satz schnell erklärt ist und eher unspektakulär wirkt, ist purer Overkill für meine Selbstbeherrschung.

Heute stehte ich mit anderen dämlichen Arbeitnehmern in der Massenbeförderungsmaschinerie unserer schönen Stadt und die Bahn gräbt sich im Schneckentempo durch die unterirdischen, infrastrukturellen Gedärme Berlins. Bierflaschen rollen vom einen Ende der Bahn zur anderen und untermalen in orchestraler Vollendung die allgemeine Geräuschskulisse: Unterhaltungen in einer Anzahl von Sprachen, für die ich mehr Finger an beiden Händen bräuchte, Klingeltonvarianten, Kindergeschrei, sonore, halb-genuschelte Durchsagen und weitere Quietschs und Pieps.

Das Publikum ist um die Uhrzeit jeden Morgen ähnlich, man erkennt sogar ein paar bekannte Gesichter.

Miss Wettlauf zum Beispiel, eine akurat geschminkte, schätzungsweise 1,40m große Totgebleichte mit Killer-Heels, läuft die Strecke zwischen Wedding S-Bahnhof und Wedding U-Bahn desöfteren im Stakkato-Stechschritt im traurigen Versuch, mich zu überholen. Heute tut sie so, als würde sie mich nicht sehen. Ich seh dich aber gleich, Schätzchen.

Kaum erscheint “Wedding” als nächster Halt auf der Anzeige im Inneren der Bahn, geht Miss Wettlauf, von Kennern der Rennbranche auch als der “Tussen-Turbo” in Angriffsposition. Sie nimmt mich ins Fadenkreuz ihrer Zielerfassung und schaut mich herausfordernd an. Bevor ich sie als Zeichen, dass ich ihre Herausforderung annehme, mit beiden Augen ihren Blick festhalte, schaue ich mir kurz ihr Schuhwerk an. Oha. Madame hat aufgerüstet. Deichmann. AnkleBoots. Graue Wildleder-Imitatition. Geschätzte 9cm Absatz, relativ schmall mit kleinem Profil. Hmm hmm. Sie grinst ein wenig.

Ich grinse nicht mehr. Heute hat sie eine Chance, spätestens auf der zweiten Treppe in der Schikane hat sich mich am Arsch. Ich selbst hab heute 10cm HighHeels an. Trichterabsatz, kein Profil, dafür Verstärkung durch Gamaschen. Schwierig, schwierig. Die Bahn ist brechend voll. Wenn mich ich mich mit voller Dreistigkeit aus der Bahn werfe.. ich gucke sie an. Let’s get it on, baby!

Die Bahn hält, vor mir steht nur ein herbstzeitloser End-Sechziger, der im letzten Augenblick bemerkt, dass er die Arschkarte des Tages gezogen hat mit uns zwei auf dem Boden rumschabenden Furien. Opfer wirds halt immer geben. Mit pantherhafter Agilität (oder sagen Glück, denn Opi hat nen Rechtsdrall in Richtung der Kontrahentin) schleiche ich mich links vorbei, biege elegant auf die Rennstrecke, lasse den Würstchenstand hinter mir und sehe schon die Treppe vor mir. Der Rest ist schnell erzählt.

Ich biege als Erste in die bereits erwähnte Schikane, halte mich mit rechts am Geländer fest, tippel mit gespielter Leichtigkeit die Stufen hinab und riskiere einen unauffälligen Schulterblick. Ein künstlich-weißblonder Schatten taucht ab und zu in der Welle gesenkter Köpfe auf. “HAHA! Triumph!”, denke ich und sehe noch im Augenwinkel wie ohne das geringste Anzeichen von Schienen ein riesiger, schwarzer Zug in meine Laufbahn zu kollidieren droht.

Während ich abbremse und den Turbo aufheulen lasse, zieht Miss Wettlauf gerade an mir, als die Zeitlupe einsetzt.

Ich höre mich atmen, mein Herz schlägt ganz langsam, der Zug ist knapp vor mir zum Stehen gekommen und guckt mich entsetzt an. Er guckt mich an? Ja, denn aus dem Zug mutiert in verschwommener Langsamkeit eine Frau, eine Fraaaaauuuuu, eine große – irgendwie auch breite Frau – in viel schwarzen Stoff gehüllt, mit zwei Bäuchen und zwei Kinnen (Mehrzahl von Kinn!). Ihr rasselnder Atmen erschreckt das massige Balg, dass vor ihren massigen Leib geschnallt ist. Eine Wedding-Mutti! Und ich dachte, die gibts nur im Märchen!

Immernoch in Zeitlupe sehe ich Miss Wettlauf kurz der Ziellinie – dem Aufzug in der U-Bahn-Station – und treffe eine Entscheidung!



Entscheidung Nummer 1: Waffe ziehen!

Die 45er Winchester Magnum liegt schwer und kalt in meiner rechten Hand, als ich SIE aus meiner Handtasche ziehe. Ganz anders, als man es erwarten würde, schmiegt sich ihr kalter, fordender Stahl an meine schweissfeuchte Handinnenfläche.

Entscheidung Nummer 2: Waffe durchladen!

Sie ist geladen, das spüre ich am Gewicht. Ich ziehe den Schlitten zurück und lasse meinen Problemlöser durchladen. Die Zeit zieht sich wie Kaugummi.

Entscheidung Nummer 3: Abknallen!!!

Aber wen? Die Zeit morpht wieder ins Normaltempo. Übrig von den letzten Sekunden bleiben nur der Herzschlag, das Atmen und die Handinnenflächen. Miss Wettlauf steht am Aufzug und freut sich plötzlich sehr. Die Dame vor mir guckt immernoch so erschrocken, wie ich sie vor meinem geplanten Mental-Massaker hab hängenlassen. Nett sieht sie aus, die Wedding-Mutti.

“Aaaahh, hab Sie gar nicht gesehen. Tschuldigung!”, sage ich und sie guckt piekiert. Sie fühlt sich verarscht, die Arme (sie wird wohl nicht oft übersehen) und braust mit dem Marshmallow-Kindchen weiter bis zur nächsten Haltestelle. Tuuuut Tuuuuuut.

Besiegt geselle ich mich zu Miss Wettlauf. Pyrrhussieg, Baby. Ich habe gerade festgestellt, dass nicht nur verbal bewaffnet bin. Ich trage immer die mentale 45er bei mir und ich bin gewillt, sie einzusetzen. Heute zum Beispiel. PENG PENG!

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