hätte ich gern mein Problem zurück.

Liebes Internet,

es ist der 07.11.2010, um 16:26 Uhr wird die Sonne in Berlin untergehen und in circa 189 Stunden beginnt das Finale. Das sind schätzungsweise 11328 Minuten, bis ich mich für 8 – 9 Wochen ins soziale Aus, in die wissenschaftliche Isolation und die rudimentäre Askese begeben werde. Nein, ich freue mich nicht.

Ich habe mir für viel Geld Bücher zum Thema “wissenschaftlichen Arbeiten” gekauft – überflüssig zu sagen, dass diese zu Beginn meines Studiums die wohl sinnigere Investition gewesen wären – habe auf meinem Laptop einen Extra-Nutzeraccount angelegt, der “Abschlussarbeit” heisst und auf dem außer Word, Citavi, Outlook und Firefox nichts anderes funktioniert. Keine ablenkenden Picdumps, kein Bloglovin, kein YouTube – NICHTS!

Mir ist die erfolgreiche Beendigung meines Studiums sogar so wichtig, dass ich momentan einen genauen Zeitplan darüber erstelle, wie meine täglichen Arbeitszeiten aussehen und was ich wann, wie und in welcher Menge geschafft haben will. Bis Weihnachten soll der grobe Schreibkram erledigt sein. Bis Ende Januar habe ich dann noch Zeit für Korrekturen, Überarbeiten und den letzendlichen Druck meines Geschreibsels.

Druck habe ich übrigens schon genug, so dass es hier fürs Erste erstmal stiller sein wird. Mit “Petrus”, dem direkten Ansprechpartner im Arbeitshimmel habe ich erstmal eine Halbierung meines Arbeitspensums vereinbart, damit ich in den ersten Wochen einschätzen, wie es läuft und ob ich all das, was ich vorgenommen habe, auch wirklich auf die Reihe kriege. Im Moment zweifel ich daran.

Ich zweifle übrigens auch daran, dass ich wirklich für die Abschlussarbeit zugelassen werden. Auch wenn das Prüfungsamt, mir schon schriftlich bestätigt hat, dass ich von hochoffzieller Seite mein Thema ab Montag bearbeiten darf, hege ich die innere, grausame Überzeugung, dass irgendjemand vergessen haben wird, mir irgendwelche popeligen Credits gutzuschreiben. Ich bin übrigens der Typ Mensch, der bei solchen Gedanken nicht schlafen kann und wenn dann doch geschlummert wird nur unter thematisch passenden Albträumen. Erholsam ist anders.

Albtraumhaft war auch übrigens die letzte Projektsitzung in der Uni am Mittwoch mit dem Spaßprofessor im Bildungs-Kabarett. Aber das auch nur am Rande.

Am Rande des studentischen Kosmos findet heute übrigens auch vielerorts in Berlin auch ein verkaufsoffener Sonntag statt. Zu dumm, dass es gar keinen Grund zum Einkaufen gibt, seitdem der ehemalige Gammel-Markt in Lauf- und Rufnähe wieder seine Pforten geöffnet hat. Vielleicht geht die Frau Ritari mit der besten Wochenendgesellschaft von allen nachher noch ins Getümmel, um die geliebten Overknee-Stiefel zum Onkel Doktor zu bringen.

Der beste Herzensklemptner von allen schlummert übrigens friedlich auf der Couch, im Hintergrund läuft der Fernseher mit irgendso einem Bespassungsscheiß wie “Bauer sucht Frau oder Schwiegertochter”. Hihi, wenn der wüsste, mit was für einen Schund ich sein schlafaufnahmefähiges Hirn berieseln lasse. Vorhin habe ich die Couch fluchtartig verlassen, als er leise grunzend, die Berührung seines Beins – wie immer auf halb acht über meinem Schoß hängend – mit meiner kalten Stricknadel quitierte.

Vorhin – und das heisst gestern abend – haben wir außerdem versucht, dem möglichst normalen Wochenende (es werden viele unnormale mit Nervenzusammenbrüchen, Schrei- und Heulkrämpfen folgen) eine nerdige Krone aufzusetzen. Der Arbeitshimmel hat uns mit einem zweiten PS3-Controller beliefert und so saßen wir beide – 60 cm vor dem Flachbild – auf Sitzkissen nebeneinander und versuchten uns in Resident Evil 5 rotäugiger Zombies wehrhaft zu erweisen. Wie sahen beide ein, dass wir für so etwas zu alt sind, besonders ich hust.

Alt werde ich heute übrigens nicht mehr – damit schließen wir den Kreis zum ersten Absatz. Denn wenn die Sonne um 16:26 Uhr untergeht, dann darf man auch vor dem Sandmännchen auf der Couch wegdösen. Ich gehe also ins Wohnzimmer, gucke dem besten König aller Zombiejäger beim Schlafen zu, fertige noch ein, zwei Reihen am Strickstrick und gebe mich der Illusion hin, dass alles gut wird und viel größere Flachpfeifen als ich, Ihren Abschluss geschafft haben. Haben die etwa konzentriert, gewissenhaft und ohne doppelten Boden gearbeitet und somit den qualifizierenden Studienabschluss eingeheimst?

Wenn das die Lösung für mein Problem ist, dann hätte ich gern mein Problem zurück.

Deine Marga

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2 Responses to Wenn das die Lösung für mein Problem ist..

  1. Adlü says:

    Hallo <3

    Die Overknees hab ich bei COLLOSEUM im Alexa gekauft, kosten nur 5 euro und gibts auch noch in schwarz weiß!

    Ich warte dann mal auf meinen Altar, wa.

    Schönen Abend noch <3

  2. [...] Google Alert: Abschlussarbeit mit Citavi Laptop einen Extra-Nutzeraccount angelegt, der “Abschlussarbeit” heisst und auf dem außer Word, Citavi, Outlook und Firefox nichts anderes funktioniert. http://www.margaritari.de/?p=2423 [...]

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