Ein Ring sie zu knechten,
sie alle zu finden,
ins Dunkel zu treiben
und ewig zu binden.
Liebe Gemeinde,
Ist es moralisch vertretbar, die heutige Schlagzeile der BILD ein klein wenig abzuändern? Vermutlich nicht – vermutlich ist das politisch nicht korrekt und pietätslos im Kontext zu den furchtbaren Ereignissen, die sich vor neun Jahren in New York ereigneten. Aber wenn du Moral erwarten würdest, wärst du wahrscheinlich hier. Also seis drum.
Es steckt ein wenig Wahrheit in dem Untertitel “Seit dem Tag des Grauens ist nichts mehr so es war”. Denn sowohl die Ehe, als auch 9/11 und die Tragödie um den Ground Zero können Dinge erheblich verändern. Seitdem ich meinen besten Lebensgefährten von allen kenne, feiern wir den 11.09. jeden Jahres als ein Fest der Freude und Beständigkeit.
Am 11.09.1997 hat er geheiratet.
Ich kann verstehen, wenn ich spätestens jetzt hochgezogene Augenbrauen und verständnisloses Kopfschütteln ernte, aber für mich gibt es nichts schöneres, als ich an diesem Datum morgens mit einem schrillen “ALLES GUTE ZUM HOCHZEITSTAG!” zu wecken. Er belohnt das mit rollenden Augen und darf dafür den restlichen Tag meine liebevoll gemeinten Spitzfindigkeiten ertragen.
Und warum feiern wir diesen Tag? Weil in der BILD-Überschrift des heutigen Tages ausnahmsweise viel Wahrheit steckt. Ohne die mittlerweile geschiedene Ehe meines Freundes bewerten zu wollen (weil ich war nicht dabei – man steckt ja nicht drin – und ich lernte ihn auch erst nach der Trennung kennen), glaube ich, dass die Ehe vieles ändert.
Wenn sich nach ein paar Jahren Beziehung schon der Alltag in die liebgewonnenen Rituale schleicht und man nur schwer unterscheiden kann, ob man sich auch ohne Worte versteht oder sich schlicht und ergreifend nichts mehr zu sagen hat, dann killt eine Ehe doch erst recht jede Leidenschaft. Ja, die Ehe killt Leidenschaft.
Die Ehe lässt Frauen ungeschminkt und in Jogginghosen vor die Tür treten und macht aus Männern dämliche Arschlöcher, vor denen man die besten Freundinnen jederzeit entflammt warnen würde.
Man stellt Verpflichtungen plötzlich über Erwartungen, das gehegte und gepflegte “Ich” weicht dem “Wir”, das eigentlich ein vorwurfsvolles “Du” ist und plötzlich fühlt man sich nicht nur emotional an jemanden gekettet, was ja eigentlich auch das Höchste und Schönste der ganzen Welt ist, sondern auch finanziell, namentlich und organisatorisch. Wie profan.
Mich persönlich erinnert dieser Tag immer wieder daran, dass nichts – rein garnichts – für die Ewigkeit ist, egal ob Disney, überhaupt die ganze Filmindustrie und das Christentum dieses Bild der ewigen Verbundenheit propagiert. Wenn der eine nicht mehr will, kann der andere noch so sehr wollen. Basta. Er ermutigt mich aber auch dazu, mir in vielerlei Hinsicht Gedanken um meine Beziehung zu machen. Ich schwanke dabei zwischen den Rollen des vorsichtigen Gärtners, der giesst und Rosen stutzt, und der Generalin, die Truppen befehligt und Unterwerfungsdokumente per Brieftaube sendet. Bis jetzt hat sich niemand beschwert, dass es mit mir langweilig wäre. Wäre das in einer Ehe auch so? Würde ich nicht in der verlockenden Trott einer “sicheren Zukunft” versumpfen, wenn sich die Gelegenheit böte? “If you liked it then you shoulda put a ring on it” – aber um welchen Preis?
Natürlich können Ehen auch funktionieren. Wer wie ich aus einer Parade-Ehe heraus gezeugt worden ist wie mein Bruder und ich, der träumt insgeheim doch vom ewigen Glück, vom besonderen Tag, vom Versprechen, dass der Ehe innewohnt. Wenn ich meine Eltern sehe, dann weiss ich, dass dieses Versprechen laaaaaaange halten und funktionieren kann. Aber ist ein solches Versprechen nicht riskant?
Sollte man nicht lieber aus Liebe nicht heiraten?
Aus dieser ungewohnt rührseeligen Stimmung heraus, verabschiede ich mich von euch und vom Samstag. Heiratet oder tut es nicht, Hauptsache ihr seid euch treu. Morgen feiern übrigensmein bester (wenn auch nicht mein) Ex-Mann zusammen seinen Trennungstag.
Eure Marga
One Response to 9/11 – Party! Popcorn! Titten raus!
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Ha ha ha! Du bist so großartig Und außerdem sehr weise, ich vermute nämlich, du hast Recht…