Liebes Internet,

die Lödya mit dem “roden Marger” fragte mich gestern virtuell, ob wir uns am Donnerstag zu einem Schnell-Schnatter-Scharmützel treffen (so wie mein bester Couchwarmhalter das zu bezeichnen pflegt – auch nur weil er unserem Rede-Schwall dramaturgisch nicht folgen kann). Weil ich die Lödya sehr sehr sehr gut leiden kann, habe ich fast spontan zugesagt! Fast? Jawohl, fast! Denn Donnerstag ist in meiner Uni Bildungskabarett.

Was nach einer nicht ganz unspannenden Hochschul-Aktivität klingt, ist in Wahrheit die personifizierte “traurige Realität” in Form eines Professors, der sich wohl sporadisch denkt “mit einem Messer im Rücken geh ich noch lange nach Haus!”. Denn eigentlich sollte er mit seinen geschätzten 70 Jahren (in Wahrheit ist er wohl ein paar Jahre jünger) in der Hängematte seiner Wahl sitzen dürfen und Kishon oder Konsalik lesen und über die guten, alten Zeiten murmeln – zu denen PCs noch ganze Zimmer ausfüllten und man sich gut überlegen musste, ob die Investion in einen Kleinwagen oder in ein Gigabyte wohl lukrativer ist.

Tatsächlich aber murmelt er wöchentlich noch immer im Seminar Unverständliches, längst Überholtes und allerhand Kurioses. Da wird der Backbone zum Backboon (ähm ja?), das IPhone wird einfach kein Verkaufsschlager wegen der riesigen Akkus (was?) und die Radiofrequenzen müssen auch erst wieder im Jahr 2010 ausgewürfelt werden (HÄ?).

Was jetzt so gemein klingt.. klingt wirklich gemein. Denn eigentlich ist die betreffende Person ein wahres Musterexemplar an Freundlichkeit (wenn auch verpeilt bis zum geht-nicht-mehr). Während andere Professoren Angst und Schrecken verbreiten und sich vor Arschkriechern kaum retten können, wird er nur belächelt und ihm gedanklich schon mal der Schlüssel zum Seminarraum abgenommen.

Traurig ist das, sehr traurig. Und trotzdem bin ich nach diesen Seminaren sowohl körperlich, als auch geistig ausgelaugt – als hätte jemand in die Luft nicht nur aus mir rausgelassen, sondern sie krampfhaft bis zum absoluten Vakuum aus mir rausgesaugt. Weil ich trotzdem leide und ihn dauernd verbessern will, für alles Unverständliche, längst Überholte und allerhand Kuriose.

Ich hab Lödya gesagt, dass ich mich gern mit ihr treffen möchte – aber noch nicht weiß, ob ich nach meinem Bildungs-Kabarett noch Kraft zum Reden habe. Sie versteht das. Sie kennt ihn.

Und ich gelobe hiermit feierlich, morgen ganz brav zu sein. Im Seminar. Und nicht zu verbessern und auch die Augen zu rollen (noch nicht mal heimlich), selbst wenn relationale Datenbanken zu relativen Datenbanken werden oder er wieder sinnlos über russische Satelliten monologisiert. Ich versprechs.

Deine Marga


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