Liebes Internet,

ich muss mich schmerzlich outen. Ich weiss, es ist viiiel zu früh, um darüber zu berichten (selbst die BILD und andere Schmonzetten haben noch keinen Alarm geschlagen), aber er steht vor der Tür und keiner kann ihm entkommen.

Der Eurovision Songblabla 2010. Ich gucke ihn. Jaaaa, tue ich immer. Partiell zumindest, wenn Deutschland, Griechenland (und manchmal Zypern) auf die Schlachtbank geführt werden. Auch wenn es peinlich, unfair und vorhersehbar ist – Frau Ritari sitzt vor der Glotze und kommentiert Outfits, Performance und gesangliche Qualitäten. Dass es ihr selbst an letzterem eindeutig mangelt ist vollkommen irrelevant, die Bühne ist auch für Stümper da.

Am 29. Mai ist es wieder soweit, wie bereits erwähnt in Oslo, und wenn ein besorgter Mitmensch, mich nicht per E-Mail informiert hätte, wäre ich garnicht auf den Gedanken gekommen, mir vorab die entsprechenden Kandidaten meiner “Zuguck-Länder” anzusehen.

Ok, den ganzen Wirbel um die Meyer-Landrut hat selbst die fernseh-faule Frau Ritari mitbekommen. Das muss ich nicht überprüfen, das Lied wird einem ja stündlich mehrmals auf einschlägigen Kingelton-Börsen entgegen geschrien.

Was mich allerdings ein wenig erstaunte ist der griechische Beitrag: Der Sänger Georgios Alkaios ist eigentlich nicht übel, mal davon abgesehen, dass mir automatisch der Fuss wippt, wenn ich griechische Musik höre.

Stimmlich ist er auf jeden Fall ein zweites Hinhören wert, optisch entspricht er dem Stereotypen eines griechischen Sängers (die sind IMMER so strubelig) und ist vielleicht sogar ein zweites Hingucken wert. Auch diese Hu!-Schreienden Leder-Jungs sind – rein optisch – garnicht mal so übel. Wenn ich beide Augen zudrücke würde ich sagen, dass selbst diese Klingelton-Einleitung, die sich für Stück für Stück in die Aufarbeitung eines folkloristischen Traumatas wandelt, irgendwie Charme hat.

Selbst textlich – und da bin ich besonders kritisch – bewerte ich Lied mal ausnahmslos mit Wohlwollen. Wenn es im griechischen Liedgut nicht wenigstens

  • um den tragischen und schmerzhaften Verlust der geliebten Person geht, ohne die das Leben einfach nur blöd ist
  • um den rapiden und babylonischen Konsum von Alkoholika
  • um Fremdgehen, Enttäuschung, Tränen oder Wut
  • um richtig derbe, durchgefeierte Party-Nächte am / in (insert random greek city, beach, battlefield here)

geht, dann muss zumindest – wie in diesem Fall – irgendwas richtig ordentlich in Brand gesteckt werden. Literarisch gesehen zumindest.

ABER: Diese besch**sene OPA-OPA-Thematik. Seit einem furchtbar amüsanten Videoabend mit My Big Fat Greek Wedding, wo dieser simple Ausdruck von Freude so zum Kotzen hochstilisiert wurde, dass man mich noch zwei Monate später freudestrahlend so begrüsste. NA DANKE.

Da ist man froh, endlich mal keine Ohne-dich-ist-alles-doof-Ballade und auch kein sinnfreies Eurodance-Debakel ertragen zu müssen und dann sowas. 12 Punkte von Zypern, weil auch südlich des Bosporus Vetternwirtschaft existiert, und schätzungsweise 9+ Punkte von der Türkei, wegen der flotten, kulturgleichen Instrumente. HU!



Schlaf gut,
Deine Marga

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One Response to European Popularity Contest 2010 in Oslo

  1. [...] Internet, nachdem ich dich bereits vorgewarnt hatte, weisst du spätestens jetzt, wer die die hu!-rufenden Leder-Jungs sind und wie [...]

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